Grußwort (zur Eröffnung) von Dagmar Wöhrl, MdB, Vorsitzende des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
10.00 Uhr Grußwort Sibylle Pfeiffer, MdB,
Vorsitzende des Beirats für Weltbevölkerung der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen und Mitglied der Parlamentarischen Beirats für Bevölkerung und Entwicklung der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung
10.10 Uhr Eröffnungsrede / Grußwort Dagmar Wöhrl, MdB,
Vorsitzende des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
BEGRÜSSUNG
Sehr geehrte Damen und Herren, Exzellenzen, liebe Kolleginnen und Kollegen der Entwicklungspolitik, liebe Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen, liebe Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, liebe Frau Pfeiffer,
ich freue mich sehr, Sie zu dieser wichtigen Veranstaltung begrüßen zu dürfen.
Ich bin froh, dass sich die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen und die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung mit den Herausforderungen von Bevölkerungswachstum und Armutstrends in Afrika beschäftigt. Bei den Veranstaltern Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen und die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (ggf. pers. ansprechen) möchte ich mich an dieser Stelle ausdrücklich für Ihr Engagement und Ihren Weitblick bedanken.
ZAHLEN & WACHSTUM
In den 10 Minuten, die Sie, liebe Frau Pfeiffer, gesprochen haben, ist die Weltbevölkerung um 1.580 Menschen gewachsen!
Pro Sekunde kommen 2,6 Menschen hinzu.
In den vergangenen 50 Jahren hat sich die Weltbevölkerung mehr als verdoppelt.
Die Vereinten Nationen rechnen mit einem Zuwachs von den derzeit 6,8 Milliarden Menschen um bis zu weitere 3,7 Milliarden Menschen bis zum Jahr 2050.
Knapp 10 Milliarden Menschen bis 2050.
Allein in Afrika mehr als 1 Milliarde Menschen.
Diese Menschen müssen essen, müssen arbeiten, brauchen eine Wasser-, Sanitär- und eine Gesundheitsversorgung.
MIGRATION & EIGENTINTERESSE
Es liegt in unserer Verantwortung und ist auch in unserem eigenen Interesse, den Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern vor Ort gute Lebensbedingungen und Entwicklungschancen einzurichten.
Nur so können wir sinnvoll einem potentiell riesigen Strom von Migranten und Flüchtlingen in die Industrieländer und damit auch nach Deutschland entgegenwirken. Bisher findet überwiegend so genannte Binnenmigration (innerhalb der Heimatländer und Regionen) statt.
Gründe sind kriegerische Auseinandersetzungen, Umweltprobleme, Land- und Wassermangel und die Suche nach Arbeit.
Wenn sie innerhalb ihrer Region, innerhalb Afrikas, keine Entwicklungschancen finden, werden Menschen in Zukunft aus ebendiesen Gründen verstärkt ihre Heimat auch in Richtung Europa verlassen.
Viele tun das schon heute. Die traurigen Schicksale der z.B. in Italien strandenden Flüchtlinge aus Afrika kennen wir aus den Nachrichten.
Experten schätzen, dass sich die Bevölkerung in den Ländern des nordafrikanischen Magrebs und des Nahen Ostens innerhalb der nächsten 50 Jahre fast verdoppeln wird.
DIAGNOSE
Wo die Armut am größten ist, wächst die Bevölkerung meistens auch am schnellsten.
Die weitere Entwicklung wird durch das hohe Bevölkerungswachstum oft stark behindert wird.
Beispiel Nigeria: Die Bevölkerung wird sich, wenn die derzeitige Wachstumsrate anhält, von heute 148 Millionen Menschen auf 282 Millionen Menschen im Jahr 2050 fast verdoppeln.
Das heißt: In diesem Zeitraum müssen also doppelt so viele Schulen und Krankenhäuser gebaut und doppelt so viele Lehrer und Ärzte ausgebildet werden, allein um das bestehende Versorgungsniveau zu halten.
Was ist also zu tun?
Um die Lebensverhältnisse dauerhaft zu verbessern und einen nachhaltige Entwicklung zu erleichtern, sind daher Maßnahmen zur Verlangsamung des Bevölkerungswachstums dringend notwendig.
Sonst werden wir mit unserer Entwicklungspolitik nicht erfolgreich die Armut bekämpfen können!
ARMUTSBEKÄMPFUNG & ENTWICKLUNG
Die Zahlen sind alarmierend:
Ca. 1,02 Ca. 1,02 Milliarden Menschen hungern heute täglich. Das sind 100 Millionen mehr als noch 2008.
Und die Probleme sind vielfältig:
Die Auswirkungen einer rasant wachsenden Weltbevölkerung habe ich bereits beschrieben.
Aber auch die strukturellen Rahmenbedingungen wirken sich negativ auf Armut aus.
Weltmarkt & Rohstoffhandel:
Im Jahr 2008 sind die Nahrungsmittelpreise, insbesondere für Getreide wie Reis, Weizen und Mais sprunghaft angestiegen.
Dies brachte in den armen Ländern noch mehr Menschen in Bedrängnis.
Diese Entwicklung hatte – zusammen mit der globalen Wirtschaftskrise – verheerende wirtschaftliche Folgen für arme Familien, die häufig mindestens die Hälfte ihres Einkommens für Nahrung ausgeben.
Nach einer kurzen Erholung steigt der Weltmarktpreis für Agrarrohstoffe an den Weltmärkten in diesem Jahr wieder steil an. Davon sind nicht nur Kakao und Kaffee sondern auch Weizen, Reis, Zucker etc. betroffen.
Die enormen Preisanstiege resultieren aus dem Mitmischen der großen Finanzinvestoren an den Agrarrohstoffbörsen/-märkten.
Unter dem Preisanstieg leiden – einmal mehr – am stärksten die Ärmsten der Armen in Entwicklungsländern.
Der Terminhandel der großen Finanzinvestoren ist unverantwortlich.
Die Welternährungsorganisation FAO hat in einer Studie veröffentlicht, dass nur noch 2 Prozent der Termingeschäfte auf den Rohstoffmärkten mit dem realen Handel von Waren enden.
Der Rest – also 98 Prozent! – sind Termingeschäfte, Spekulationen die den Preis künstlich in die Höhe treiben, ohne die Lebensmittel tatsächlich zu kaufen.
Diese Entwicklung – diese Spekulationen auf Kosten von Menschenleben – müssen wir eindämmen.
Wir müssen die Rahmenbedingungen ändern.
Eine Möglichkeit: In Europa wird die EU-Kommission im September regeln für Derivate vorstellen. Danach könnte sie Regeln für den Rohstoffhandel diskutieren.
LÄNDLICHE ENTWICKLUNG:
Schwerpunktthema unserer Entwicklungszusammenarbeit (im Koalitionsvertrag festgelegt).
Der Wachstum der Landwirtschaft ist doppelt so wirksam für die Reduzierung der Armut wie in anderen Sektoren. (Schätzung der Weltbank)
2/3 der Menschen in afrikanischen Ländern südlich der Sahara arbeiten in der Landwirtschaft.
Durchschnittlich ein Drittel des Bruttosozialproduktes entfällt auf die Landwirtschaft.
Das heißt: Investitionen in die Landwirtschaft können einen fundamentalen Wandel bewirken.
Sie ermöglichen Ernährungssicherheit und relative Unabhängigkeit von Weltmarktpreisen.
GROSSE HERAUSFORDERUNGEN:
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
Sie sehen, der afrikanische Kontinent und wir mit ihm stehen vor großen Herausforderungen!
Aber wir haben auch schon viel erreicht.
3,2 Millionen Afrikaner erhalten derzeit antiretrovirale Behandlung gegen HIV/Aids; verglichen mit nur 50.000 im Jahr 2002.
34 Millionen afrikanische Kinder besuchten zwischen 1999 und 2006 dank der Schuldenerlasse und der für die Bildung bestimmten Entwicklungsgelder erstmalig eine Schule.
Die G8 hat ein Drittel ihrer Zusagen zur Entwicklungszusammenarbeit für Afrika südlich der Sahara bisher erfüllt – nach der Hälfte der Strecke bis zum Zieltermin 2010.
Lassen Sie uns also dran bleiben – mit unserem Engagement, unserer Expertise und unserem politischen Willen!
In diesem Sinne wünsche ich der Veranstaltung viel Erfolg!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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