“Vorsitzende des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung” zu sein, bedeutet für mich …
… die perfekte Symbiose aus meinen beiden Leidenschaften: Wirtschaft und soziales Engagement.
Eine familienfreundliche Unternehmenspolitik bedeutet aus meiner Sicht …
… die Chance, Beruf und Familie besser unter einen Hut zu bringen, so dass insbesondere berufstätige und selbständige Frauen sagen können:
„Die Familie steht mir im Rücken, nicht im Nacken!“
Gehen wir an die Anfänge zurück. Sie sind eine echte Nürnbergerin. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich politisch zu betätigen?
Dieser Werdegang war nicht geplant. Ich habe in Erlangen studiert und war als Rechtsanwältin tätig, als der Ruf in die Politik erfolgt ist. Die CSU war damals schon fortschrittlicher als andere Parteien gewesen, da sie sich bemüht hat, auch Leute von außen in die Politik zu holen.
Ich war kein typischer CSUler, wie es damals üblich war: Schülerunion, Junge Union und dann in die CSU. Da ich kein Parteimitglied war, war ich sehr überrascht über die Anfrage, ob ich für den Stadtrat kandidieren möchte. Erst bei erneutem Nachfragen habe ich gemerkt, dass es der Partei ernst damit ist. Bei der Rücksprache mit meinem Mann hatte er völlig anders reagiert, als ich erwartete. Ich dachte, er sagt: „Was willst du denn? Hast gerade deine Anwaltskanzlei aufgebaut, dazu ein kleines Kind, und jetzt soll es in die Politik gehen? Stattdessen meinte er aber: Wir haben ein Unternehmen und damit auch eine Verantwortung der Stadt und ihren Menschen gegenüber. Man darf nicht nur meckern, man muss auch etwas tun.“
So bin ich in die Politik gekommen. Es ging alles sehr schnell.
Sehen Sie sich als eine echte Nürnbergerin trotz der globalen Aktivitäten?
Waschecht! Ich bin von einer Nürnberger Oma aufgezogen worden. Natürlich kann ich auch noch „Nämbercherisch“ reden. Des kenna ma scho no!
Auch mein politischer Lebensweg ist mit Nürnberg verbunden, die Jahre im Stadtrat, die Kommunalpolitik. Ich bin der Auffassung, jeder Politiker sollte in der Kommunalpolitik gewesen sein, wenn er in den Landtag, in den Bundestag oder ins Europaparlament geht, um die Zusammenhänge, die Notwendigkeiten direkt vor Ort, zu sehen.
Was kennzeichnet den typischen Nürnberger?
Der Nürnberger ist am Anfang sehr zurückhaltend, er fremdelt, jeder setzt sich alleine an einen Tisch. Wenn der Nürnberger jemanden kennengelernt hat, dann ist er aufgeschlossen und freundlich.
Der bisher größte politische Disput mit meinem Sohn Marcus bestand …
… in der Frage der Kompromissfähigkeit in der Politik. Junge Menschen sind oft radikaler, ungeduldiger und tendieren zu Maximalforderungen. Politik ist aber
die „Kunst des Möglichen“. Man muss lernen, dass große Würfe oft nur durch kleine Schritte gelingen.
Was ist für Sie Kultur?
Kreativität, deshalb sage ich auch immer „created in germany“. Als ich noch parlamentarische Staatssekretärin war, habe ich die Initiative der Kultur- und Kreativwirtschaft ins Leben gerufen. Wir haben inzwischen acht Zentren in Deutschland, die die Kulturschaffenden in vielerlei Art und Weise mit Förderprogrammen und mit Beratungen unterstützen. Inzwischen gehört die Kultur- und Kreativwirtschaft zum Gesamtfokus moderner Wirtschaftspolitik. Kreativität ist immens wichtig, wir haben keine Rohstoffe, wir haben nur unsere Köpfe und die müssen wir pflegen und hegen, damit Kreativität auch zum Vorschein kommen kann. Deshalb ist Kultur und Kreativität für mich etwas ganz Wichtiges.
Als Protestantin im überwiegend katholischen Bayern fühle ich mich …
… heimisch, denn in einem sind sich hier Protestanten und Katholiken einig:
Nur wer fleißig und hart arbeitet, kann auch gut feiern. Und wir, Bayern, können beides! Wir haben mit das höchste Wachstum unter den Bundesländern. Und wir haben das Oktoberfest!
„Leistung“ bedeutet für mich …
… der Motor, der mich antreibt. Die Politik muss die Lust auf Leistung entfachen, denn man darf nicht vergessen: Die Leistungsbezieher sind auf die Leistungsträger angewiesen!
Akten zu studieren ist für mich …
… Alltag und oft auch eine Abend füllende Beschäftigung, ich bin nun mal
ein Aktenmensch. Kreative Lösungsansätze oder gar „Geistesblitze“ brauchen schließlich eine solide Grundlage – sonst hätte Edison die Glühbirne nie erfunden …
Erfolgreiche Wirtschaftspolitik muss aus meiner Sicht …
… sich wie ein kluger Gärtner verhalten: Da, wo es notwendig ist – gießen, düngen, Unkraut jetten und den Boden vorbereiten, auf dem alles wächst und gedeiht – aber ansonsten der Entfaltung der Natur freien Lauf lassen!
Unternehmerisches Denken und Handeln ist …
… wichtiger denn je und zwar in jedem Bereich! Die Arbeit der Zukunft wird sich
vom klassischen Angestelltenverhältnis immer mehr entfernen, sie wird projektbezogener, mobiler und selbständiger sein. Jeder wird in seinem Job zum „Unternehmer“.
An Angela Merkel bewundere ich …
… ihre unaufgeregte, uneitle Art, ihre politische Klugheit und ihr strategisches Denken. Es zeigt sich eben, Frauen in der Politik sind oft sachlicher und effizienter als Männer, die eher einen Hang zu narzisstischen Selbstinszenierungen aufweisen.
Was waren die schönsten Erlebnisse in Ihrer Kindheit?
Wenn die ganze Familie zusammen gefeiert hat: Weihnachten, Ostern, Geburtstage und Jubiläen. Es war immer sehr lustig, es herrschte eine herzliche und liebevolle Atmosphäre. Auch die leiblichen Genüsse kamen nicht zu kurz, weil meine Mutter und meine Oma immer ein Essen zaubern konnten, was jedes Mal eine Liebeserklärung an die fränkische Küche war.
Gibt es jemand, der Sie besonders geprägt hat?
Meine Großmutter, bei der ich aufgewachsen bin, war eine außergewöhnliche Frau. Für sie gab es überhaupt nichts Böses auf der Welt. Da waren alle Menschen lieb. Daraus habe ich meine “Strahlentheorie” entwickelt: Wenn man positive Strahlen aussendet, dann kommen auch positive Strahlen zurück. Das ist meine Lebensphilosophie.
Soziales Engagement ist für mich …
… das, was ich lange vor der Politik und noch lange danach praktizieren werde.
Mich einzusetzen für Kinder auf der Schattenseite des Lebens und für den Tierschutz, ist eine Herzensangelegenheit.
Wie ist Ihr Verhältnis zu Tieren?
Bei uns zu Hause kann man sich überhaupt nicht vorstellen, wie man ohne die Freude an einem vierbeinigen Gefährten leben kann. Zu meiner Familie gehören zurzeit drei Hunde und eine Katze.
Engagieren Sie sich für den Tierschutz?
Als Präsidentin des Tierschutzvereins Nürnberg engagiere ich mich sehr für den Tierschutz. Ich finde, Menschsein bedeutet auch, einfühlsam und rücksichtsvoll mit der Natur umzugehen. Sonst müssten wir dem Spruch zustimmen: “Der Mensch ist das einzige Tier, das sich für einen Menschen hält…“
Die zunehmende (Kinder-)Armut in Deutschland ist …
… für mich genauso bitter wie die Kinderarmut in Entwicklungsländern. Deswegen versuche ich mit meiner Emanuel-Stiftung im In- und Ausland zu helfen, wir haben schon viele Projekte realisiert, besonders im Bildungsbereich.
Ihre Emanuel Stiftung ist neben Afrika auch in Deutschland tätig- welche Projekte fördern Sie?
Mir ist es sehr wichtig, mich für meine Heimat einzusetzen, denn es gibt auch hier viele Probleme. Die Emanuel-Stiftung unterstützt deshalb unterschiedliche Projekte in der Region. Zum Beispiel fördern wir jedes Jahr „TIM e. V.“ Das ist ein türkisch-deutscher Verein, der sich um eine bessere Integration behinderter Kinder bemüht. Auch bei der „Tafel“ sind wir sehr stark engagiert.
Jeder Nürnberger Kindergarten hat letztes Jahr naturwissenschaftliche Lern-Technikkästen von uns bekommen. Es ist wichtig, die Neugierde schon im Kindesalter zu wecken. Wir haben ein ganz großes Problem in Hinsicht auf Technikfeindlichkeit, Mangel an grundsätzlichen naturwissenschaftlichen Kenntnissen im Kindergartenalter. Mit unseren Technikkästen versuchen wir die Neugierde bei unseren Kindern zu wecken. Die Rückmeldungen waren großartig, sodass wir an einer Fortsetzung des Projekts arbeiten. Übrigens gab es diese Technikkästen nicht zu kaufen, weshalb wir die Kästen für unsere Kleinsten selbst entwickelt haben. Das hat viel Zeit gekostet – aber es ist etwas Sinnvolles.
Wie beurteilen Sie die Lebenssituation in Nürnberg?
Vielfältig, facettenreich, es ist für jeden etwas dabei. Man merkt es, wenn Menschen hierherziehen, dass sie voreingenommen sind. Eine Umfrage in Berlin zeigte, dass die Menschen dort glaubten, in Nürnberg würden nur „80.000“ Menschen leben. Man sieht, wie der Eindruck ist. Wenn sie dann allerdings hier sind, wollen sie nicht mehr weg.
Mir geht es da genauso: Nach einer Woche in Berlin, freue ich mich schon immer wieder nach Hause zu kommen!