„Starke Frauen, starke Stimmen, starker Sound“
Liebe Frau Barz, liebe Freundinnen und Freunde, sehr geehrte Damen und Herren, verehrte Festgäste,
Ich freue mich sehr, dass wir uns hier, zum Jahresempfang (kurz vor dem Sommeranfang am 21. Juni), zusammengefunden haben und vor allem, dass ich es diesmal schaffen konnte, bei Euch zu sein und das in einer entspannten sommerlichen Atmosphäre.
Das Motto: „Starke Frauen, starke Stimmen“ passt so gut, weil gerade in diesen Zeiten die „Stunde der Frauen“ ist! Wer noch daran zweifelt, dass Frauen heute das starke Geschlecht sind, der soll einfach nach Fürth-Land kommen! Hier sieht man, was Frauen alles bewegen können! Besonders unsere FU-Frauen!
Elan, Einsatzfreude und Entschlossenheit – das war schon immer Euer Markenzeichen! Ihr wart stets eine starke politische Stimme, die man sehr, sehr weit und deutlich hört! Das kann ich Euch versichern!
Ich möchte an dieser Stelle mal Wilhelm Busch zitieren; der schrieb um die Jahrhundertwende folgende satirische Zeilen nieder:
Bei eines Strumpfes Bereitung
sitzt sie im Morgenhabit
er liest die Kölner Zeitung
und teilt ihr das Nötigste mit.
Zu Wilhelm Buschs Zeiten hatten die Frauen noch nicht einmal die Macht, ihre Stimme bei politischen Wahlen abzugeben. Dies hat sich – Gott sei Dank – geändert. Inzwischen haben wir in Deutschland eine Bundeskanzlerin und feierten vor zwei Jahren 90 Jahre Wahlrecht für die Frauen. Und nur der unermüdliche Einsatz von Frauen hat dies möglich gemacht.
Frauen wie Ihr, die sich auch weiterhin durch ihr Engagement für Werterhaltung, Verantwortung, sozialen Zusammenhalt und Gleichberechtigung einsetzen. Ein Sprichwort sagt: “Die ganze Menschheit teilt sich in drei Klassen: Solche, die unbeweglich sind, solche, die beweglich sind, und solche, die sich bewegen.” Und man könnte hinzufügen: und die damit etwas bewegen. Etwas bewegen wollen, nicht nur zusehen, was passiert – das ist vielleicht die wichtigste Eigenart der Frauen, die sich so engagiert in der FU Fürth-Land einsetzen.
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Ich möchte die Bedeutung unterstreichen, die solches Engagement für unsere Gesellschaft hat, und ich möchte die Frauen würdigen, die viel Zeit und Energie dafür einsetzen. Für ein funktionierendes Gemeinwesen brauchen wir dringend solches Engagement. Denn unsere Demokratie lebt davon, dass sich ihre Bürgerinnen und Bürger aktiv einbringen – für ihre eigenen Belange und für die ihrer Mitmenschen. Das ist nötiger den je zuvor; denn wir stehen vor vielen großen Herausforderungen:
– Weltwirtschaftskrise
– Sparpakete (Beispiele):
– Ohne Disziplin landen wir bei griechischen oder spanischen Verhältnissen (von der Leyen). Diese Länder zahlen jetzt «doppelt und dreifach» dafür, dass sie vorher nicht
die Kraft zum Gegensteuern aufgebracht haben.
– Da der Sozialetat mit 143 Milliarden Euro die Hälfte der Ausgaben des Bundes ausmacht, ist es nicht vermessen anzunehmen, dass das Familien-Ministerium im
kommenden Jahr mit 4,3 Milliarden ein Drittelder Sparleistung erbringen müsse. (von der Leyen: «Es ist eine unvermeidliche Kürzung». «Mir war am Wichtigsten, dass
diejenigen geschützt bleiben, die an ihrer Situation aus eigener Kraft am wenigsten verändern können: Rentner und Behinderte.»)
– Für die geplanten Milliarden-Einsparungen bei der Bundesagentur für Arbeit werden die mehr als 40 Arbeitsmarktprogramme auf ihre Wirksamkeit hin überprüft. Was
wirklich wirkt, wollen wir stärker nutzen, was sich als wenig wirksam erweist, kann gestrichen werden. Jeder Monat, den Menschen dank guter Vermittlung schneller in
Arbeit kommen, macht in der Summe Milliarden aus.
– Die Bundesregierung hat Einschnitte beim Elterngeld beschlossen. Danach wird das Elterngeld für Hartz-IV-Empfänger abgeschafft. Sie erhalten bislang bis zu 30 Euro für
max. 14 Monate. Nur leichte Kürzungen wurden dagegen für Besserverdienende beschlossen. Die Lohnersatzrate für Mütter oder Väter, die vor der Babypause mehr als
1.240 Euro netto verdient haben, soll von 67 auf 65 Prozent sinken. Der Höchstbetrag von 1.800 Euro bleibt erhalten. Ich füge hinzu: «Das Elterngeld ist eine Ersatzleistung für Gehaltsausfall.” Hartz-IV-Empfänger beziehen kein Gehalt.
Eine weitere Herausforderung ist die
• Bildungsfinanzierung. Die Bedeutung der Bildungspolitik für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands müssen wir klar vor Augen haben. Unser Umgang mit Bildung wird entscheiden, wie wir in 20 Jahren dastehen. – Zu fragen ist, ob das vorhandene Geld sinnvoll und gezielt eingesetzt wird.
Und ob Bund und Länder am sogenannten Zehn-Prozent-Ziel festhalten oder Verschieben. Denn bis 2015 müßten zehn Prozent des BIP in Forschung und Bildung fließen. Die Umsetzung würde bedeuten, dass Bund und Länder zusammen bis 2015 mindestens 13 Milliarden Euro zusätzlich investieren müssten. Der Bund erklärte sich auf dem Bildungsgipfel bereit, 40 Prozent davon zu übernehmen. Derzeit liegen die Ausgaben gemessen am BIP bei 8,6 Prozent. Für das neue Sonderprogramm zur Förderung der Hochschullehre stellt der Bund bis 2020 insgesamt zwei Milliarden Euro zur Verfügung.
Weitere große Herausforderungen die zu bewältigen sind zum einen der:
• demographische Wandel,
• veränderte Familienstrukturen,
• das Zusammenleben verschiedener Kulturen
• und der Wandel im Rollenverständnis von Frauen und Männern
Diese u.a. Herausforderungen sind zu meistern! Und dies wird uns nur gelingen, wenn Bürgerinnen und Bürger mit Kreativität und Innovationsgeist dazu beitragen.
Wir brauchen Menschen, die sich einsetzen für die Wertvorstellungen, die meines Erachtens unabdingbar sind für den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft.
Liebe Frau Barz, sie und unsere Powerfrauen – Ihr habt stets so viel kreative Energie an den Tag gelegt, so viel ehrenamtliches Engagement! Die Frauen-Union Fürth-Land hat in den vergangenen Jahren alles mit Bravour geschafft. Ihr/ Sie habt/hat sich für die Ziele, für die sie steht, aktiv und engagiert eingesetzt. “Engagement macht stark” – den Einzelnen und die Gemeinschaft. Sie alle hier wissen das.
Wenn ich so etwas erlebe, überlege ich manchmal, ob es ein Zufall sein kann, was so alles grammatikalisch weiblich ist: die Energie, die Kraft, die Tat. „Der Fehler“, „der Profit“, der Ehrgeiz“ sind jedenfalls männlich…
„Starke Frauen, starke Stimmen“ passt auch deswegen so gut, weil es gerade jetzt die Stunde der Frauen ist! Ein richtiger Frauen-Hype! Man braucht nur an Lena zu denken – die starke Stimme bei der Eurovision Song Contest, die Europas Herz im Sturm erobert hat!
Sogar eine weibliche Bundespräsidentin war als Kandidatin im Gespräch – dies wäre eine weibliche Doppelspitze hierzulande gewesen! War so etwas noch bis vor wenigen Jahrzehnten überhaupt denkbar? Auch wenn ich natürlich mit unserem Kandidaten Christian Wulff zufrieden bin, so ist es nicht! Er hat eine tolle Ausstrahlung, er hat Frauen ins Kabinett geholt, ist integrativ und besonnen.
Da kann man meinetwegen einmal über das Geschlecht hinwegsehen… -☺
Wenn man mich allerdings fragen würde, wann kann man ganz sicher sein: So, jetzt ist die Gleichberechtigung endgültig erreicht, dann sage ich:
– Wenn bei der nächsten Weltfußballmeisterschaft eine Bundestrainerin unsere Jungs zum Erfolg führt.
– Wenn man in Interviews anfängt, die Männer zu fragen, wie sie es schaffen, Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen!
– Wenn Optik, Frisur, Anzüge oder die Größe der Blazerknöpfe männlicher Politiker die Medien mindestens genauso brennend interessieren.
Bis dahin gilt wohl ungefähr das, was eine kanadische Bürgermeisterin mal gesagt hat: „Von Frauen wird erwartet, dass sie die doppelte Arbeit von Männern leisten, in der halben Zeit und ohne Gegenleistung. Zum Glück ist das nicht schwer.“ Nun, wir wissen uns aber auch dagegen zu wehren. Wir sind stark genug. Wenn wir über starke Frauen reden, dann möchte ich aber eines klar stellen: Stärke bemisst sich nicht in Rampenlicht oder Jahreseinkommen oder Karriere! Die Businessfrau mit dem designten Single-Leben ist nicht das ultimative Erfolgsmodell von heute.
Die starken Frauen sind nicht unbedingt diejenigen, denen wir auf Flughäfen oder im ICE begegnen: perfekt gestylt, im grauen Hosenanzug, mit dem Trolley und der Laptop-Tasche. Kühl, distanziert, selbstsicher. Zielstrebig, durchsetzungsstark, konkurrenzfähig. Ist das die neue „Siegerin“? Nein, ich denke, das sind eher die alten Klischees. Gerade junge Frauen sind sicher nicht mehr die Frauen von gestern. Aber auch nicht die Männer von heute!
Das Bild der unnahbaren Superwoman, die alles – Kinder, Familie, Karriere – spielerisch schafft, das ist es nicht! Ich persönlich kenne viele tolle, engagierte, starke Frauen, gerade hier auf dem Lande, die sich um Kinder, Hof und Familie kümmern, die erfolgreich sind aber keine Erfolgsroboter!
Was mir an ihnen besonders imponiert: Sie haben die Stärke, auch Schwächen zu zeigen, sensibel zu sein, Niederlagen und Fehler offen zuzugeben. Neuerdings hat jemand was gesagt, was mir gut gefallen hat: Stark ist eine Frau, wenn sie so ist wie sie ist und nicht sein will, wie sie sein soll!
Das heißt: Stark ist, zu sich selbst zu stehen! Den eigenen Weg zu gehen. Übrigens: Es ist an der Zeit, den Spruch „Frauen, die ihren Mann stehen“, abzuschaffen. Überholt. Nicht mehr zeitgemäß.
Und, meine Damen, es ist für uns höchste Zeit, so einige verstaubte Weisheiten kritisch zu überdenken! Etwa die: „Bescheidenheit ist eine Zier“ – so steht es im Poesiealbum – und leider auch in vielen weiblichen Köpfen. Viele Frauen setzen immer noch auf Understatement, sagen nicht, was sie eigentlich können und schon geleistet haben.
Das können Männer einfach besser. Oder haben Sie schon mal einen Mann erlebt, der Komplimente zu seiner Leistung herunterspielt und verlegen etwas von „…Glück gehabt“ murmelt? Im Gegenteil: Ein Mann würde selbst einen Lottogewinn als verdienten Erfolg ausgeben!
Ich glaube, wir Frauen haben allen Grund, unbescheiden zu sein! Frauen haben von Natur aus genau die Qualitäten, die in unserer Wissensgesellschaft gerade gefragt sind: Kommunikationsgabe, Empathie, Intuition, soziale Kompetenz. Besonders in der Wirtschaft werden diese soft skills immer mehr zu harten Faktoren im Wettbewerb.
Nicht umsonst nehmen immer mehr Unternehmen das Thema Work-Life- Balance ernst, nicht umsonst gibt es immer mehr Mentoring-Programme für den weiblichen Führungsnachwuchs, immer mehr familienfreundliche Firmen. Und das muss noch viel besser werden. Dafür kämpfen wir! Deswegen muss Eure Stimme, unsere Stimme auch weiterhin stark bleiben!
Das war nie wichtiger als gerade jetzt – in diesen schwierigen Zeiten von Sparpaketen, schmerzvollen Einschnitten, Rücktritten, Unsicherheit, politischen Spannungen. Da ist viel Stärke gefragt! Die Stärke von uns Frauen! Und jetzt freue ich mich auf einen abwechselungsreichen schönen Abend, da gibt es wohl auch starke musikalische Stimmen, ich bin gespannt!
Herzlichen Dank für Eure/ Ihre Aufmerksamkeit
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