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Wir stehen nicht als Deppen da – Nürnberger Zeitung, 28.11.2013

Kaum war die Meldung raus, schon wurde auf Tastaturen und Touchscreens rumgehackt: Das Franken-Tatort-Team steht und die Internet-Gemeinde steht Kopf. Mit Hauptkommissaren aus Hamburg und Berlin bleibt der Dialekt spurlos verschwunden, meckern die einen. Gott sei Dank, sagen die anderen, zu viel Provinzialität ist tödlich. Und wie schätzen lokalkolorierte Persönlichkeiten den Fall ein? Die NZ hat ermittelt.

Kennen Sie diesen Mann? Nein?
Wir halten fest: Alle Befragten geben an, Fans der ARDKrimireihe zu sein. Doch als Hauptkommissar Konrad Wagner, Leiter der Mordkommission Franken, muss sich Fabian Hinrichs erst noch einen Namen machen. Kennen Sie Gisbert? „Ja, ich glaube, ich habe die Folge mit Gisbert und dem Münchner Duo Leitmayr und Batic gesehen“, erinnert sich Elke Schönwald. Die Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Mittelfranken freut sich auf die neuen Ermittler und hofft, „dass sie genauso engagiert an die Arbeit gehen wie wir in der Realität und mindestens genauso viele Überstunden machen“. Elke Schönwald schaut gerne den Tatort und kann sogar richtig mitfiebern, auch wenn die Kriminalistin in ihr manchmal aufschreit „Das geht ja gar nicht!“. Die Handlung müsse halt überzogen sein, die Filmkollegen hätten ja nur 90 Minuten Zeit, um den Fall zu lösen. „Das echte Leben ist einfach zu langatmig und weniger unterhaltsam für das Fernsehpublikum.“

Ulrich Malys erste Reaktion auf die Besetzung war: Er schmunzelte. „Mit Frank-Markus Barwasser hat der BR einen guten Typen gefunden“, freut sich Nürnbergs Oberbürgermeister. „Der Spurensicherer Klaus Dieter Schatz wird den Münsteraner Gerichtsmediziner Professor Karl-Friedrich Boerne gegen die Wand spielen“, sagt Maly, bei dem der Sonntagabend-Krimi seit 20 Jahren zum Programm gehört.

Ähnlich traditionell geht es auch im Hause Wöhrl zu. „Ich sage nicht zu meinem Mann: Ich bin am Sonntagabend leider nicht da. Sondern: Ich bin zum Tatort leider nicht da“, erzählt die Nürnberger CSU-Bundestagsabgeordnete Dagmar Wöhrl, die das Telefonat mit der Nürnberger Zeitung als kurze Verschnaufpause während der Fraktionssitzung nutzt.
„Wenn es nicht um den Tatort gegangen wäre, hätte ich nicht zurückgerufen“, sagt die Nürnbergerin. Die Besetzung mit der Berliner Schauspielerin Dagmar Manzel („Blaubeerblau“) sieht Wöhrl als Indiz dafür, dass die Folgen aus Franken in die Tiefe gehen. „Ich hätte mir zwar auch einen Nürnberger im Team gewünscht, aber vielleicht können wir ja mal als Statisten Nürnberger Bratwürste verkaufen.“ Wichtig sei, dass es überhaupt einen Franken-Tatort gebe, „damit wir eine Möglichkeit haben, unsere Besonderheiten zu zeigen“.

Die erfahrene Chefin, ihr jüngeres Pendant, die quirlige Kommissarin und dann natürlich Barwasser, der für eine komödiantische Note mit Niveau sorgt: Auch Jan Beinßen ist von der vielfältigen Besetzung überzeugt. „Ich hatte nämlich Bedenken, dass die Franken mal wieder als Deppen dargestellt werden“, sagt der Journalist und Schriftsteller von Kriminalromanen („Lokalderby“). Diese Zweifel wurden aber durch die Besetzung vollständig ausgeräumt. Der Autor hatte dem Bayerischen Rundfunk bereits mehrere Ideen für Drehbücher angeboten, der BR habe leider abgelehnt und auf seine eigenen Leute verwiesen. „Ich hätte gerne mitgemischt, schade. Aber ich bleibe dran.“

Der Hafen Nürnberg ist richtig in Schwung gekommen, seit der Franken- Tatort beschlossene Sache ist. „Nicht nur von Seiten unserer Mitarbeiter, sondern auch von unseren Hafenfirmen kommen die kreativsten Vorschläge zu Besetzung, Drehbuch und auch zum einen oder anderen Mordgedanken“, erklärt Harald Leupold, Geschäftsführer der Hafen Nürnberg-Roth GmbH. Doch Leupold kann gut mit der Entscheidung des BR leben. „Die vier Ermittler sind – so schätze ich das als Logistiker ein – ein gelungener quadromodaler Mix: Die Berlinerin Dagmar Manzel als Hauptkommissarin mit Gesangstalent, der Hamburger Fabian Hinrichs, der bestimmt schon Hafenluft geschnuppert hat, Eli Wasserscheid aus unserem Partnerhafen Bamberg und Frank-Markus Barwasser, den man nicht nur als Erwin Pelzig, sondern vor allem als Multitalent kennt. Eine gelungene Kombination, hoffentlich geht’s bald los. Der Hafen übernimmt gerne eine Rolle.“

Ein wenig Geduld müssen wir noch haben. Insofern sehen wir dem Jahr 2014 gespannt entgegen und nehmen’s fränkisch: Schau mer mal.

Nürnberger Zeitung
kawa
28.11.2013

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