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Dieser Artikel stammt aus der Zeit meiner politischen Arbeit bis Oktober 2017 und kann überholte Informationen enthalten.

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Dagmar Wöhrl entdeckt das Twittern, aber: Liebe zur Zeitung bleibt ungebrochen

Sie twittert zwar und lädt eigene Videos bei YouTube hoch, im NZ-Gespräch zu ihrem Medienverhalten gesteht die Nürnberger Bundestagsabgeordnete Dagmar Wöhrl dennoch: «Ich bin noch altmodisch.« Texte lasse sie sich immer noch ausdrucken. «Damit ich an den Rand Korrekturen machen kann.«

Als Staatssektretärin im Wirtschaftsministerium ist Wöhrl auch für den Bereich Kultur und Kreativwirtschaft zuständig, in den auch neue Medien oder Computerspiele fallen. Welche Geräte besitzen Sie persönlich?
Ich habe schon seit Jahren ein Communicator-Handy, mein Brikett. Das ist  inzwischen schon das dritte Folgemodell, damit gehe ich auch ins Internet und schreibe  SMS. Dann habe ich noch, wegen der besonderen Sicherheitsstufe, ein zweites Handy für die E-Mails vom Ministerium. Dazu habe ich noch ein Vaio-Laptop, das ich vor allem auf Reisen benutze, um mich im Internet über aktuelle Themen zu informieren.

Mit welchem Betriebssystem arbeiten Sie?
Bisher ist das alles Windows. Wir haben das aber erst vor wenigen Tagen wieder debattiert, denn wir haben im Ministerium und in meinem Bundestagsbüro zwei verschiedene Systeme – aus Sicherheitsgründen. Die sind nicht miteinander kompatibel, so dass wir immense Schwierigkeiten haben, etwa die Kalender abzugleichen oder eine To-do-Liste zu erstellen.

Sie twittern auch seit ein paar Monaten. Wie sind Sie dazu gekommen?
Da hat mich eine Mitarbeiterin drauf gebracht. Ich habe mir das dann erklären lassen und gemerkt: Das ist eigentlich eine schöne Sache. Man kann die Leute teilhaben lassen, an dem, was man gerade tut und ihnen zeigen, wer ist der Mensch Dagmar Wöhrl überhaupt. Man sollte das aber nicht benutzen, um auf den Gegner einzuhauen, und sich auch nicht von Internetnutzern unter Druck setzen lassen.

Von der Bundespräsidentenwahl haben Sie ebenfalls getwittert. Das hat anderen Abgeordneten ziemlichen Ärger eingebracht, weil sie vorzeitig das Ergebnis via Twitter bekanntgegeben haben. Hätten Sie es auch getwittert, wenn Sie es gewusst hätten?
Ich habe es früher gewusst als alle anderen. Ich stand direkt neben der Kanzlerin, als sie plötzlich das Handy aufmachte, erleichtert aufseufzte und mir das Stimmenergebnis für Horst Köhler zeigte. Ich habe schon einen Tweet aufgesetzt, dann aber nicht abgeschickt. Mir war aber sofort klar, dass das andere twittern werden. Wenn man das kann, macht man das. Da habe ich kein Problem damit. Künftig wird es eben nicht mehr so sein, dass ARD und ZDF Nachrichten immer als erste verkünden.

Sind Sie außer bei Twitter noch anderweitig im Internet aktiv?
Wir haben eine eigene Homepage. Außerdem machen wir Videos für YouTube, wo ich Statements zu aktuellen Themen abgebe. Dann gibt es auch noch Abgeordnetenwatch. Da wurde ich mal kritisiert, dass ich nie meine Anfragen beantworte, dabei wusste ich gar nicht, dass es das gibt. Inzwischen bemühe ich mich, da auch relativ schnell zu reagieren. Das sind allerdings keine einfachen Fragen, das kostet ziemlich viel Zeit. Deswegen muss man dann auch sagen: Zu Facebook gehe ich jetzt nicht auch noch.

Radio, Fernsehen, Bücher und Zeitungen gibt es ja auch noch….
Ich sehe eher wenig fern. Aber Zeitungen lese ich viel. Mir ist es lieber, ich habe beim Lesen etwas in der Hand. Da bin ich noch altmodisch. Außerdem muss ich gestehen: Ich hasse es, wenn ich vor Leuten eine Rede halte und schaue dabei nur noch auf Laptopdeckel. Gerade bei jungen Abgeordneten passiert einem das zunehmend. Da bleibt doch die Kommunikation mit dem Menschen auf der Strecke.

Ist das vielleicht auch eine Folge des Obama-Wahlkampfes?
Wir haben uns natürlich bei uns im Haus damit auseinandergesetzt, was Obama da im Internet gemacht hat. Die CSU-Landesgruppe hat auch Spezialisten engagiert, die uns beigebracht haben, wie man die verschiedenen Internetplattformen nutzt. Das Wichtige bei alledem ist aber, den Kontakt zu den Bürgern zu halten. Das mache ich schon seit 14 Jahren mit meinen Bürgersprechstunden. Jetzt versuche ich eben, das zusätzlich auch über das Internet zu machen. Das öffnet mir Türen zu Menschen, die sonst vielleicht politikverdrossen wären.

Interview: Peter Viebig/Petra Nossek-Bock
Artikel aus Lokales Nürnberger Zeitung 23.6.2009 NÜRNBERGER ZEITUNG

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