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Dieser Artikel stammt aus der Zeit meiner politischen Arbeit bis Oktober 2017 und kann überholte Informationen enthalten.

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Armut hat ein weibliches Gesicht

Dagmar Wöhrl bei der Vorstellung der entwicklungspolitischen Kampagne "In 9 Monaten_Babys ohne Aids geboren", die sich für eine bessere Versorgung HIV-Infizierter werdender Mütter und auf eine Unterbindung der Mutter-Kind-Übertragung von HIV/Aids einsetzt. Dazu war die Kampagne gestern zu Gast im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (AWZ).Dagmar Wöhrl, MdB und Vorsitzende des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (AwZ) weist anlässlich des Welt-Frauen-Tages am 8. März auf die besondere Gefahr von Armut für Frauen in Entwicklungsländern hin

Armut hat ein weibliches Gesicht: 70 Prozent der extrem armen Menschen sind Frauen. Sie sind besonders gefährdet von erschwerten bis unerträglichen Lebensbedingungen (Armut, Krankheit, wirtschaftliche und soziale Benachteiligung, mangelnde politische Teilhabe) betroffen zu sein – ein Teufelskreis, aus dem sie ohne strukturelle Förderung von außen nicht herauskommen. 57 Prozent der HIV-Infizierten und zwei Drittel der Analphabeten sind weiblich.

In Entscheidungspositionen sind Frauen unterrepräsentiert. Im weltweiten Durchschnitt besetzen Frauen nur 17 Prozent der Parlamentssitze. Sieben von 150 gewählten Staatsoberhäuptern sind Frauen, und nur elf von 192 Regierungschefs sind weiblich. Nur 13 Prozent der 500 weltweit führenden Unternehmen werden von Frauen geleitet. Alles eher frauenfeindliche Zahlen.

Ein weiterer wichtiger Bereich ist der Schutz von Kindern vor Gewalteinwirkung. Davon sind insbesondere junge Mädchen betroffen, die sexuellen Übergriffen oder der diskriminierenden Praxis der Genitalverstümmelung und deren lebenslangen Folgen ausgesetzt sind und dadurch stark traumatisiert werden. Die soziale Diskriminierung  von Frauen ist dabei häufig durch die patriarchalischen Strukturen und kulturell-religiösen Traditionen der jeweiligen Gesellschaften  bedingt und setzt sich oft von Generation zu Generation fort.

Bildung bietet hier einen  Schlüssel mit Hilfe dessen Mädchen sich zu starken Persönlichkeiten in der Gesellschaft entwickeln können. Erste Erfolge konnten wir beispielsweise in der Grundschulbildung verzeichnen: auf 100 Jungen in der Grundschule kommen inzwischen 91 Mädchen. Auch in Ländern mit Nachholbedarf diesbezüglich geht es voran: in Afghanistan gehen inzwischen 40 Prozent der Mädchen zur Schule.

Dabei ist nicht allein entscheidend wie viele Mädchen eine Grundschule besuchen, sondern wie viele von ihnen diese mit einem qualifizierten Abschluss beenden. Im ersten Schritt haben wir in den vergangenen Jahren gute Erfolge erzielt. Entscheidend dafür dass Mädchen einen qualifizierten Schulabschluss erreichen können sind ihre wirtschaftlichen und sozialen Umstände. Wir müssen „enabling environments“ schaffen.

Und in einem dritten Schritt schließlich müssen wir den Übergang von Schule ins Berufsleben befördern. Deutschland wird seit vielen Jahren für seine Unterstützung der Partnerländer im Bereich der Berufsförderung gelobt. Hier können wir zu der Zukunftsfähigkeit der Gesellschaften beitragen: Gesellschaften mit vielen gut ausgebildeten Menschen haben ein solides Fundament, auf dem sie ökonomische Stärke und demokratische Stabilität aufbauen können.

Diese Zahlen zeigen deutlich: Es ist noch ein weiter Weg bis zur Gleichberechtigung von Frauen und Männern – überall auf der Welt und besonders in den Entwicklungsländern.

Deshalb fordere ich einen neuen entwicklungspolitischen Gender-Aktionsplan der Bundesregierung, der konkrete Angaben zu Zielen und Finanzierung sowie zu Maßnahmen der Wirkungsmessung aufzeigen muss. Damit soll an den bestehenden Aktionsplan 2009-2012 der Bundesregierung angeknüpft werden. Dieser bietet zwar eine gute Argumentationsgrundlage, jedoch ist völlig offen, wie die verabredeten Ziele umgesetzt werden. Der bisherige Aktionsplan stellt die wirtschaftliche Stärkung von Frauen, geschlechtsspezifische Herausforderungen durch den Klimawandel sowie die Förderung der sexuellen und reproduktiven Rechte in den Vordergrund.

Gleichberechtigung ist eine menschenrechtliche Verpflichtung und der Schlüssel zu Entwicklung: Dort, wo Frauen weitgehend gleichberechtig leben können, entwickeln sich Gesellschaften, das Wirtschaftswachstum steigt und Armut wird verringert. Kein Land der Welt kann es sich leisten, dauerhaft das Potenzial der Frauen – also die Hälfte seiner Bevölkerung – zu vernachlässigen.

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Dagmar Wöhrl bei der Vorstellung  der entwicklungspolitischen Kampagne “In 9 Monaten_Babys ohne Aids geboren“, die sich für eine bessere Versorgung HIV-Infizierter werdender Mütter und auf eine Unterbindung der Mutter-Kind-Übertragung von HIV/Aids einsetzt. Dazu war die Kampagne gestern zu Gast im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (AWZ).

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