Archivinhalt
Dieser Artikel stammt aus der Zeit meiner politischen Arbeit bis Oktober 2017 und kann überholte Informationen enthalten.

Meinen aktuellen Webauftritt finden Sie hier:
→ www.dagmar-woehrl.consulting



BA Pressekonferenz am 13.10.2009

Mehr unbesetzte Ausbildungsplätze als unversorgte Bewerber; kein motivierter Jugendlicher muss ohne Ausbildungsplatz bleiben: Das ist doch eine gute Nachricht für die jungen Menschen, das ist eine gute Nachricht für Deutschland!

Ich habe immer betont: Die Zukunft gehört in Deutschland der qualifizierten Arbeit. Gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte sind unser größter Standortvorteil. Kluge Köpfe sind der Rohstoff der wissensbasierten Ökonomie! Saudi-Arabien hat Öl, Indien hat viele junge Menschen, Südafrika hat Goldminen. Unser „Erdöl“ ist die Bildung! Jede Fachkraft die uns fehlt, bedeutet weniger Kreativität, bedeutet weniger Innovation. Wirtschaftskrisen kommen und – da bin ich mir ganz sicher – gehen auch wieder. Die demografische Entwicklung wird uns dagegen weiter begleiten – und der Faktor Mensch wird immer entscheidender werden.

Deshalb freue ich mich mit Ihnen allen über die heute vorgelegte Bilanz zu den Ergebnissen des Ausbildungsjahres! Wenn die Volkswirtschaft schwächelt, sind Geberqualitäten gefragt, vor allem in Sachen Arbeit. Unsere Unternehmer haben mal wieder gezeigt, dass sie Verantwortung nicht scheuen: Ausbilden ist Ehrensache! Auch in der Krise. Gerade in der Krise!

Die befürchtete Ausbildungslücke ist damit ausgeblieben!
Grund genug, einmal deutlich „Danke“ zu sagen. Auch im Namen unserer Jugendlichen. Die Solidität und Zukunftsfähigkeit eines Gemeinwesens zeigt sich auch daran, ob die Gesellschaft in der Lage ist, Jugendlichen eine berufliche Zukunftsperspektive anzubieten. Wie ein amerikanischer Politiker mal gesagt hat: Ausbildung ist teuer. Keine Bildung ist noch viel teurer!

Die Paktpartner stehen auch in schwierigeren Zeiten zu ihrer Paktzusage: Jedem ausbildungswilligen und –fähigen Jugendlichen ein qualifiziertes Ausbildungsangebot zu machen. Wenn die Wirtschaft wieder an Fahrt gewinnt, wird sich der Wettbewerb der Unternehmen um qualifiziertes Personal weiter verschärfen. Mehr und mehr Unternehmen ist in den letzten Jahren bewusst geworden, dass Betrieben ein saftiger Fachkräftemangel droht, wenn sie nicht konsequent gegensteuern – auch mit Ausbildung und Weiterbildung! Schon im kommenden Jahrzehnt könnte sich der Fachkräftemangel als Wachstumsbremse für die deutsche Wirtschaft erweisen. Ausbilden ist daher nicht nur eine soziale Pflicht sondern eine Maßnahme im wohlverstandenen Eigeninteresse. Deshalb bin ich froh, dass wir mit dem Nationalen Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutschland ein Instrument in Händen halten, das die Zusammenarbeit zwischen den Arbeitsagenturen, den Handwerks-, Industrie- und Handelskammern sowie den Kammern der Freien Berufe bei der Ausbildungsvermittlung verbessert. Der Ausbildungspakt ist eine Erfolgsgeschichte. Zehntausende von Jugendlichen haben dadurch eine Chance erhalten. Der Erfolg muss fortgesetzt werden. Unser Bundeswirtschaftsministerium tut einiges, um diesen Erfolg nachhaltig zu sichern: Z.B. sind wir dabei,  im laufenden Neuordnungsverfahren die Ausbildungsordnungen zu entschlacken.Handliche Ausbildungsordnungen ohne unnötigen Ballst, mit berufsprägenden Mindestanforderungen werden es Betrieben erleichtern, in der laufenden Produktion oder Dienstleistung prozessorientiert ohne Hilfe von außen auszubilden.

Beispiel: Wenn ich mir etwa die Ausbildungsordnung für Elektroniker anschaue:  Da steht alles Mögliche drin nur das Wichtigste erst zum Schluss: Da lese ich wie die Lehrlinge „schriftliche Kommunikation in deutsch und englisch“ durchführen müssen, dass sie „Konflikte unter Berücksichtigung kultureller Identitäten“ lösen sollen, die „Arbeitsweisen betriebsverfassungsrechtlicher Organe“ beschreiben müssen etc.Und erst ganz zum Schluss kommen dann elektrische Schaltungen, Frequenzen und Sicherungen – also das Eigentliche! So etwas ist zeitraubend und nicht unbedingt motivierend! Ich setze mich nach wie vor dafür ein, dem unterschiedlichen Leistungspotenzial der jungen Menschen gerecht zu werden. Aber auch den differenzierten Anforderungen der Betriebe Rechnung zu tragen. Zu viele gerade kleinere Betriebe sind nur in der Lage auszubilden, wenn sie aufwendige Ausbildungsverbünde eingehen, oder Ihre Lehrlinge wochenlang in überbetriebliche Kurse schicken. Deswegen werden wir für verwandte Tätigkeiten verstärkt Berufsgruppen mit gemeinsamem Kernberuf und darauf aufbauenden Spezialisierungsmöglichkeiten anbieten.

Beispiel: Gerade jetzt zum 1. August 2009 haben wir den zweijährigen „Industrieelektriker“ als Kern- und Basisberuf für die vielen Spezialberufe der Elektroindustrie eingeführt. Die Ausbildung ist durchlässig gestaltet.
Sie wird bei der Spezialisierung in einem dreieinhalbjährigen Beruf angerechnet. Mit solchen Modellen wollen wir wieder alle Arten und Größen von Betrieben erreichen. Auch müssen Jugendliche die Möglichkeit haben, zwischen einfacheren und schwierigeren Ausbildungsberufen (bzw. zwei- oder dreijähriger Ausbildung) zu wählen. Das duale System darf keine Exklusivveranstaltung für Söhne und Töchter mit gehobener Allgemeinbildung werden.

Im Interesse unserer Jugendlichen: lassen Sie uns weiter gemeinsam anpacken! Ich hoffe, dass auch in Zukunft gilt: „Gemeinsamkeit macht stark“ – stark für die berufliche Zukunft der jungen Generation. Und stark für unsere gemeinsame Zukunft in einem schwieriger gewordenen Umfeld! Die Nachvermittlungsaktionen der Arbeitsagenturen und Kammern laufen auf Hochtouren.

Den unversorgten Jugendlichen rufe ich zu: Wer kämpft und sich kümmert, hat auch jetzt noch gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz.
Es müssen nicht immer die beliebtesten Modeberufe sein. Jede Ausbildung hat ihren Reiz, den man vielleicht erst auf den zweiten Blick entdeckt! Jede Ausbildung ist besser als keine!

Comments are closed.