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Dieser Artikel stammt aus der Zeit meiner politischen Arbeit bis Oktober 2017 und kann überholte Informationen enthalten.

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Spiegelplag: Schuldig im Sinne des Anklägers

Nachdem ich bereits am Freitag, nach Eingang der Anfragen des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL, alle hiermit zusammenhängende Dokumente und Vorgänge auf meiner Homepage veröffentlicht habe (siehe “Die Wildsau im Blätterwald – Meine Gegendarstellung“), frage ich mich nun schon, warum ich die Fragen des SPIEGEL in der kurzen Zeitspanne, die mir zur Beantwortung gewährt wurde, überhaupt beantwortet habe.

Denn anscheinend handelte es sich bei der Anfrage um eine reine „Alibi-Anfrage“. Gut, Freitag, 15 Uhr – dies ist wahrscheinlich kurz vor Drucklegung, da war der Artikel und seine durchschaubare Intention vielleicht schon längst fertig. So unternahm der Autor anscheinend nicht einmal den Versuch meine Antworten in seinen Artikel einzuarbeiten. Auch Unterstellungen, die ich widerlegt habe, wurden einfach abgedruckt. Lediglich am Schluss fügte man noch einen kurzen Absatz an, in dem sehr knapp auf meine Antworten Bezug genommen wurde. Aber auch hier wurde es so dargestellt, als könnte ich mich an nichts erinnern. Dass ich die meisten Anfragen des SPIEGEL verneint habe, bleibt – inzwischen erwartungsgemäß – unerwähnt.

Ich bin aber froh, dass sich nun jeder selbst davon ein Bild machen kann, wie mit meinen Antworten umgegangen worden ist. Denn ich habe die Fragen und Antworten des SPIEGEL bereits am Freitag auf meiner Homepage veröffentlicht. Der Artikel erschien dann heute, Sonntag, den 26. Februar 2012, in der heutigen Online-Ausgabe und der morgigen Printversion.

Anhand der höchst investigativen Fragen war mir klar, dass dieser Artikel nicht den Schwerpunkt auf den Anlass unserer Reise oder die Entwicklungszusammenarbeit Deutschlands legen wollte. Viel auflagensteigender sind wohl boulevardeske Geschichten à la „Shopping mit VIP-Service“. Auch wurde mir die weitere Intention des Artikels bereits beim Lesen der Fragen bewusst: Ich sollte wie immer auf Miss Germany, vermögende Ehefrau und Blondine reduziert werden (auch dies können Sie bereits in meinem Kommentar vom Freitag lesen). Die Beurteilung zu wessen Gunsten all dies veröffentlicht wurde, überlasse ich nun der Öffentlichkeit.

Dass dann auch noch so tief in die Schublade gegriffen wurde, und meine Nebenrolle in einem „Filmklassiker“ hervorgekramt wurde, untermauert meinen Verdacht noch mehr, dass hier ein Urteil vor der Verhandlung gefällt wurde. Sie können mir glauben, dass für mich nichts peinlicher ist, als mein jugendlicher Leichtsinn aus den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Ich kann dies nicht mehr rückgängig machen und stehe auch zu dieser Jugendsünde. Aber welchen Einfluss hat dies 40 Jahre später auf meine Arbeit als Politikerin? Dass ich einmal Miss Germany war, wird man mir heute wohl nicht mehr ansehen, ich kann Ihnen aber versichern, dass dieser Umstand aus meinem Lebenslauf nicht meine tägliche politische Arbeit beeinflusst oder gar fördert.

Es scheint das Urteil über mich gefällt worden zu sein, bevor die Angeklagte gehört wurde. In der Justiz wäre dies ein Skandal, denn hier gilt die Unschuldsvermutung und der Angeklagte darf sich zu mindestens verteidigen. Aber hier handelt es sich um die Medien und bekannterweise gelten hier eigene Gesetze.

Die Stunden zwischen dem Eingang der Fragen am Freitag und der Veröffentlichung des Artikels heute Morgen waren für mich schrecklich. Ich habe mich hilflos gefühlt und gehofft, dass meine Einlassungen zu einem Artikel, der sich fast ausschließlich mit meiner Person beschäftigt, grundlegend Würdigung finden würden. Dies war letztlich wohl nur Wunschdenken. Leider hat sich meine Hoffnung heute Morgen zum Albtraum entwickelt.

Für kurze Zeit wollte ich den Kopf in den Sand stecken und alles hinwerfen. Dann aber habe ich an die vielen positiven Reaktionen, die ich per Facebook, Twitter, Email und Telefon in den letzten Tagen im Zusammenhang mit diesem Vorgang erhalten habe, gedacht. Auch habe ich mir vor Augen geführt, wie viel Freude mir meine Arbeit macht. Dies lasse ich mir durch einen so durchschaubaren, schmähenden und zerstörerischen Artikel nicht nehmen.

„Sed quis custodiet ipsos custodes?,” schrieb einst Juvenal.
“Aber wer wird über die Wächter selbst wachen?”

Ihre/Eure
Dagmar Wöhrl

Nachtrag 26. Februar, 21:10
Da ich mich umfassend zu den Vorwürfen im SPIEGEL äußern möchte, finden Sie HIER den Originalwortlaut des Artikels. Die farblich markierten Absätze sind mit Nummern versehen unter denen Sie im unteren Teil des Artikels meine Kommentare und Richtigstellungen zu den jeweiligen Aussagen finden.

Verwandte Artikel:

“Shopping mit VIP-Service” aus DER SPIEGEL 9/2012, Seite 46
geschrieben am 26. Februar 2012

Die Wildsau im Blätterwald – Meine Gegendarstellung
geschrieben am 24. Februar 2012

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16 Responses to Spiegelplag: Schuldig im Sinne des Anklägers

  1. Schüller 6. März 2012 at 11:37 #

    Es ehrt Frau wöhrl, dass Sie auf die Vorwürfe direkt reagiert und Ihre Seite versucht darzustellen. In der Leipziger Volkszeitung wurde aber auch das Benehmen der Abgeordneten der LInken als auch das des FDP Parlamentariers kritisiert.Ich kann mir nicht vorstellen, daß die FAZ, SZ , Spiegel und die Leipziger Volkszeitung unkritisch voneinander abschreiben, ohne den Wahrheitsgehalt zu prüfen

  2. DerHans 1. März 2012 at 22:29 #

    Eine selbstverliebte Politikerin mehr…

  3. Mulka 29. Februar 2012 at 20:11 #

    Der Spiegel-Artikel zeigt eine hochmütige Frau, die den Bezug zur Realität verloren hat. Da schwingt so etwas wie ein “Recht auf Vorteil und Sonderbehandlung” mit. Ich glaube auch hier eher der Darstellung des Spiegels, als Ihren halbherzigen Gegendarstellungen. Es müssen viele Teilnehmer Ihr Auftreten bei dieser Reise als unverschämt empfunden haben. Da liegt es auf der Hand, dass die “betroffene” Person dies selbst gar nicht so bemerkt hat. Dies macht im übrigen die Sache noch schlimmer, Ihr unangepasstes Verhalten war Ihnen gar nicht bewusst; Sie bekommen so etwas nicht mehr mit. Sind schon zu weit abgehoben.

    Und noch eine Bitte: benutzen Sie das Tierheim in Nürnberg nicht zur Verteidigung Ihres Verhaltens. Ihr Engagement dort wirkt dann nämlich sehr kalkuliert.

  4. Adrian 28. Februar 2012 at 16:59 #

    Die Kommentare hier sind lächerlich. Es sieht aus wie auf einer chinesischen Webseite, die Hetze gegen irgendeine westliche Sache macht. Kommentarlöschung ist hier anscheinend die Ordnung. Zu den Vorwürfen des Spiegel: Mir ist es egal ob sie wahr sind oder nicht, aber dieses Verhalten ist unter aller Sau.
    Guten Tag noch.

    • Martin Winkler 28. Februar 2012 at 18:05 #

      Hi Adrian, schade dass du eine andere Meinung als die deinige nicht akzeptieren magst, aber so ist nun mal die Demokratie. Zudem werden Einträge mit persönlichen Beleidigungen etc. auf jeder seriösen Seite gelöscht (siehe Netzetiquette)…zum Thema: Frau Wöhrl machen Sie weiter so!
      Ihr Martin Winkler

  5. Matthias 28. Februar 2012 at 13:41 #

    Ich bin beileibe kein Fan der CDU/CSU, aber ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass es hier nur noch um das Bashing von Politikern geht. Angefangen hat alles das mit K.T. zu Guttenberg und fand mit Herrn Wulff seine Fortsetzung. Das soll nicht heissen, dass ich die Verfehlungen beider Herren gut heisse, nur ging es am Ende nicht mehr um die Sache an sich, sondern nur noch um das Wühlen im Dreck. Ich finde die Offenheit und Transparenz von Frau Wöhrl sehr mutig und erfrischend und der Spiegel sollte sich ernsthaft Gedanken machen wie weit er vom übelsten Boulevard Journalismus noch entfernt ist. Leider scheinen Respekt und Unschuldsvermutung nicht mehr viel zu zählen und ich hoffe, dass sich unsere Medien, Politiker und unsere Gesellschaft wieder eines besseren besinnen….

  6. Demokrat 28. Februar 2012 at 09:47 #

    Die Vorwürfe gegen Sie finde ich bereits ohne Gegendarstellung lächerlich. Wenn z.B. kritisiert wird, dass Sie gerne Fotos mit Promis gemacht haben, scheint es fast, als wüsste der Journalist nicht um die Bedeutung von Fotos für die Presseberichterstattung. Aber dass vom Spiegel Kritik gegen Sie kommt war eigentlich fast schon vorhersehbar. Wie konnte sich Ihr Mann auch vor zwei Wochen erlauben bei Günter Jauch einfach so den damaligen Bundespräsidenten Wulff zu unterstützen und Beweise zu fordern für die vom Spiegel gegen den Bundespräsidenten erhobenen Vorwürfe ? Wenn da jeder mit so einer Unschuldsvermutung ankommen würde, wo kämen wir denn dann hin? Die Presse könnte nicht mal mehr das Staatsoberhaupt absetzen ohne den Umweg über reguläre Wahlen zu gehen!

  7. TBartels 28. Februar 2012 at 07:51 #

    @neubaur
    Ihr Kommentar wurde gelöscht. Grund hierfür ist der unangemessene Inhalt.
    Frau Wöhrl behält es sich vor Beiträge mit Anfeindungen, Beleidigungen, Beschuldigungen oder allgemein unpassender Ausdrucksweise und Tonfall zu löschen. Im Hinblick auf eine kultivierte Diskussion und zivilisierten Austausch bitten wir Sie Ihre Wortwahl und Argumentation zu überdenken.
    Bitte haben Sie Verständnis, dass aufgrund der begrenzten zeitlichen Kapazitäten im Team Wöhrl nicht weiter auf Details eingegangen werden kann.
    Vielen Dank
    Mit freundlichen Grüßen
    Admin https://www.dagmar-woehrl.de

  8. Stefan 27. Februar 2012 at 23:56 #

    Ich stehe der CSU wirklich nicht nah. Aber wenn es um Medien wie den SPIEGEL geht, empfinde ich doch Solidarität. Lassen Sie sich nicht einschüchtern oder verrückt machen von dieser doch recht armseligen Journaille.

  9. arno nym 27. Februar 2012 at 15:42 #

    “Aber wer wird über die Wächter selbst wachen”
    Bitte korrekt zitieren, wirkt sonst peinlich

    • TBartels 27. Februar 2012 at 15:45 #

      Danke für den Hinweis.
      Wir haben das Zitat korrigiert.

  10. Martin W. 27. Februar 2012 at 13:04 #

    Moin.
    Ich bin durch bildblog.de auf Ihre Seite gestoßen, nachdem sie mir als CSU-MdB bisher nie aufgefallen waren und von dieser Spiegel-Geschichte nur eine kurze Nacherzählung kannte und ich möchte sagen: Ich werden selten so überrascht.
    Mehrfach beim Lesen ihrer Stellungnahmen und Darstellungen fühlte ich mich gezwungen zu prüfen, ob Sie auch wirklich, wirklich für die CSU tätig sind, da ich ein derart vernünftiges, transparentes und bodenständiges Auftreten leider noch nie im Umfeld dieser Partei erleben durfte. Ich möchte hiermit nicht Ihre Partei kritisieren sondern hingegen Sie lobend hervorheben, Ihre Reaktion auf die Vorwürfe ist schlicht als Vorbildlich anzusehen.
    Bewahren Sie sich diese Tugenden, so wünsche ich Ihnen noch eine erfolgreiche politische Karriere.

  11. Bill Holler 26. Februar 2012 at 21:38 #

    Liebe Dagmar,
    bitte lasse nicht zu, dass wieder mal ein Journalist die politische Karriere eines Menschen zerstören kann.
    Es liegt an Dir, jetzt durchzuhalten. Wir Deine politischen Weggefährten und Freunde stehen zu Dir.
    Bill Holler
    Vorstand
    Ost-West-Wirtschaftsclub

  12. Alex W 26. Februar 2012 at 21:12 #

    Lassen Sie sich von diesen Kasperln vom Spiegel nicht verrückt machen. Jeder weiß, welches Spiel die spielen! Machen Sie einfach weiter!

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