Rede von Dagmar Wöhrl als neue Kuratoriumsvorsitzende von St. Paul – Haus der Athleten anlässlich der gemeinsamen Veranstaltung “Junge Leidenschaft” von 1. FC Nürnberg, IHK Nürnberg für Mittelfranken und St. Paul – Haus der Athleten am 2. Mai 2011 zur Förderung des Nachwuchsleistungssports in der Metropolregion Nürnberg.
Eröffnungsrede
Anlässlich der Veranstaltung „Junge Leidenschaft“
Als Kooperation von Haus der Athleten, 1. FC Nürnberg und IHK Nürnberg für Mittelfranken
Am 2. Mai 2011 Um 19 Uhr
Sehr geehrte Damen und Herren,
„Junge Leidenschaft“ unter diesem Motto steht die heutige Veranstaltung, die eine Kooperation der besonderen Art ist: Denn es haben St. Paul – Haus der Athleten gemeinsam mit dem 1. FC Nürnberg und der IHK Nürnberg für Mittelfranken eingeladen. – Eine vielversprechende Mischung, wie ich meine!
Eine Mischung, die benötigt wird, um in der Region Nürnberg langfristig die Nachwuchsförderung im Spitzensport garantieren zu können.
Appell an Wirtschaft
Wir alle freuen uns über die Erfolge unserer Sportler bei Wettbewerben, fiebern und leiden mit und feiern die Siege unserer Teams.
Aber die Nachwuchsförderung im Leistungssport gibt es eben nicht zum Nulltarif.
Ohne finanzielle Unterstützung der Wirtschaft in der Metropolregion wird ein dauerhafter Erfolg nicht möglich sein.
Deshalb kann ich an die Unternehmen in der Region nur appellieren, dass wir uns gemeinsam in einer konzertierten Aktion für den Nachwuchs in unseren zahlreichen Vereinen in der Region stark machen.
Warum werden einige fragen? Weil Franken mehr Siegertypen braucht!
St. Paul – Haus der Athleten
Wir sind heute Abend in St. Paul – Haus der Athleten zusammengekommen. Aber worum handelt es sich bei dieser Institution eigentlich?
Das Sankt Paul bietet bis zu 48 jungen Nachwuchstalenten im Leistungssport ein pädagogisch betreutes Wohnen in gemeinschaftlicher Atmosphäre.
Es ist ein wesentlicher Teil des Verbundsystems von Schule/Ausbildung, Sportverband und betreutem, altersgerechten Wohnen, das gemeinsam den Anforderungen einer pädagogisch verantwortbaren Nachwuchsförderung für die Metropolregion Nürnberg gerecht wird.
Die Unterkunft im Sankt Paul „Haus der Athleten“ ermöglicht, neben den zeitökonomischen Strukturen (direkte Nähe zu Trainingsorten, Schulen und Ausbildungsstätten), die jungen Nachwuchssportler ganzheitlich in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu fördern und sie in der Bewältigung von Alltag, Schule/Ausbildung und Sport zu unterstützen.
Denn eine solide Ausbildung – gerade auch für die Zeit nach der Karriere – ist sehr wichtig. Hier möchte ich zum einen bei der Bertold-Brecht Schule, heute durch den Direktor Herrn Dr. Harald Schmidt vertreten, für die enge Zusammenarbeit bedanken.
Die Bertold Brecht Schule ist inzwischen ja schon Eliteschule des Fußballs und ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, dass sie auch Eliteschule des Sports wird.
Zum anderen gilt mein Dank der philosophischen Fakultät der Friedrich-Alexander Universität, die das Haus der Athleten gerade auch bei der pädagogischen Betreuung unterstützt. Hiermit möchte ich auch Herrn Dr. Dieter Poschardt stellvertretend für die Universität Erlangen-Nürnberg begrüßen.
Durch pädagogische Betreuung und Unterstützung sowie durch individuelle Stärkung werden psychische und physische Belastungen aufgefangen. Die Freude am Sport und der eigenen Leistung soll gefördert werden und das persönliche Empfinden gegenüber den sehr hohen Anforderungen nicht belastend wirken.
St. Paul ist also ein neues Zentrum für Bildung, Erziehung, Sport und Gesundheit, das eine große Lücke in der Nachwuchsförderung im Leistungssport hier vor Ort schließt, denn es ermöglicht den jungen Sportlern hier in Nähe der Trainingsanlagen zu leben.
Da viele der Sportler aber gleichzeitig meistens weit weg von der Familie wohnen ist diese besondere Betreuung durch das Haus der Athleten so notwendig.
Und es geht bei St. Paul auch um Chancengleichheit im Spitzensport, denn vielen jungen Talenten aus armen Familien, die sich diesen professionalen Rahmen nie leisten könnten, wird hier der Einstieg in hochprofessionelle Trainingsmöglichkeiten geboten.
Besonders lobenswert finde ich den Ansatz, den das Haus der Athleten auch in Kooperation mit dem 1. FC Nürnberg und hier vor allem mit den Nachwuchsleistungszentrum unter Leitung von Rainer Zietsch verfolgt.
Entgegen der weitverbreiteten Meinung, Spitzensportler müssten sich früh extrem spezialisieren und in einem abgeschotteten Betreuungsumfeld leben, geht St. Paul bewusst einen anderen Weg.
Anstatt nur auf Spezialisierung zu setzen wird ein ganzheitlicher Bildungsansatz verfolgt. Denn junge Spitzensportler brauchen nicht nur optimale Trainingsbedingungen, sondern auch Unterstützung in der Schule und Ausbildung, sozialpädagogische und psychologische Betreuung genauso wie sportmedizinische Versorgung.
All dies bietet das Haus der Athleten. Es gibt Hilfe bei den Hausaufgaben, Motivation für den straffen Trainingsplan und auch Beistand bei Liebeskummer oder Heimweh.
Mein besonderer Dank gilt Klaus Gotthard, Sylke Otto und ihrem Team, die in aufopferungsvoller Weise eine tolle Arbeit leisten: jeden Tag, 24 Stunden und 365 Tage im Jahr.
Aktuelle Situation im Leistungssport in der Region Nürnberg
Zwar haben wir mit Sportlern wie die 1. FCN Jung-Profis Markus Mendler, Marvin Plattenhardt und Pascal Bitter oder die Schwimmerin Nadine Lämmler oder mit dem Deutschen Meister im Badminton Michael Teucher, die alle durch das Haus der Athleten gefördert werden, stellvertretend Beispiele für eine positive Entwicklung von Talenten direkt bei uns vor Ort.
Aber wirklich viel ist das für eine große Region wie Nürnberg nicht. Die Nürnberger Stadtspitze spricht zwar gerne von Nürnberg als „Sportstadt“, aber dies ist nur die halbe Wahrheit.
Es gibt ein gutes Breitensportangebot. Im halbprofessionellen Bereich fehlt es aber an Nachhaltigkeit und Unterstützung.
Warum Übernahme Schirmherrschaft?
Als ich gefragt wurde, ob ich die Schirmherrschaft über St. Paul – Haus der Athleten übernehmen möchte, habe ich nicht lange gezögert „ja“ zu sagen, denn die Unterstützung von leistungsbereiten und zielorientierten jungen Menschen ist jedes Engagement wert.
Wenn ich in den nächsten Jahren Olympische Spiele, Welt- und Europameisterschaften verfolgen werde, möchte ich sagen können, dass sind Champions made in Franken. Aber bis dahin müssen wir noch hart arbeiten.
Junge Sportler als Vorbilder für Gesellschaft und Wirtschaft
Sport ist für unsere Kinder und Jugendlichen nicht nur Freizeitausgleich, Spaß und Unterhaltung, sondern es bedeutet sehr viel mehr:
Beim Sport lernen junge Leute grundlegende Werte: Teamgeist, Fairness, Disziplin.
Sportler sind in unserer Gesellschaft Vorbilder. Und gerade die jungen Leistungssportler arbeiten sehr diszipliniert für ihre Ziele und Träume.
Sie vereinen Schulalltag und Trainingspläne, zeigen Einsatzwillen und Zielstrebigkeit.
Das sind die Fähigkeiten, die künftige Leistungsträger und Führungskräfte in unserer Gesellschaft mitbringen müssen.
Sportreise
Im vergangenen Jahr habe ich mich entschlossen eine Art Sportreise durch Nürnberg zu machen und unseren zahlreichen Profi-Vereinen in der Region zu besuchen, um mir ein Bild vor Ort über die jeweilige Situation zu machen.
Denn jede Sportart hat mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen und muss andere Hürden überwinden.
Gemein haben alle, dass Sie unsere Unterstützung benötigen: Die Unterstützung der Fans, der Wirtschaft und auch der Politik.
Und gemein haben alle auch, dass sobald ein Spiel beginnt oder ein Wettkampf in die entscheidende Phase kommt eine ganz besondere Verbindung zwischen Sportlern und Zuschauern entsteht.
Dass alle zu einem großen Team werden und der Funken der Leidenschaft der jungen Spieler die Massen elektrisiert.
Diese Momente des Glücks, des Gemeinschaftsgefühls, des Siegs und auch mal der Niederlage sind es, die tausende Fans jedes Wochenende in die Stadien und Sportstätten dieses Landes führen.
Dies sind die Zutaten, die Millionen Menschen vor den TV-Geräte locken – wäre es da nicht schön wir könnten sagen: Allmächd, das ist halt ein Champion made in Franken!
Junge Leidenschaft – das ist der Titel der heutigen Veranstaltung!
Junge Leidenschaft – das heißt für mich die Leichtigkeit des Seins.
Junge Leidenschaft ist es, wenn aus Disziplin Hingabe wird.
Junge Leidenschaft ist zum Greifen nah, wenn aus Träumen, konkrete Erfolge werden.
Junge Leidenschaft können auch wir ältere Semester ab und zu einmal gebrauchen.
Lassen Sie sich heute Abend von unserer Jugend leidenschaftlich verzaubern!
Danke schön und ich wünsche Ihnen allen einen schönen, informativen und unterhaltsamen Abend.
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