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Dieser Artikel stammt aus der Zeit meiner politischen Arbeit bis Oktober 2017 und kann überholte Informationen enthalten.

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Grußwort zum 2. Dosti-Benefizfestival zugunsten der „Kinderhilfe Afghanistan“ am 23. Januar 2010

Lieber Herr Wilde, lieber Herr Dr. Erös, ich danke Ihnen ganz herzlich, heute hier sein zu dürfen – zugegeben, ich bin hier in der „Luise“ bisher noch nicht gewesen und aufgrund meiner Arbeit als Bundestagsabgeordnete gehe ich auch eher selten auf Rockkonzerte.

Aber als ich davon gehört habe, dass Sie hier in Nürnberg nun schon zum 2. Mal ein Festival veranstalten, dessen Erlöse den Kindern in Afghanistan zugute kommen, fand ich das eine tolle Idee!

Besonders das Motto Ihrer Stiftung – „Bildung statt Fundamentalismus“ – Friedens-Schulen für Afghanistan – hat mich sehr beeindruckt, denn es umschreibt genau das, was das Land auch in meinen Augen so dringend braucht:
In erster Linie Bildung und Ausbildung für diejenigen, die die Zukunft des Landes später einmal gestalten: Die Kinder und Jugendlichen in Afghanistan.

Aber an was denken wir, wenn wir „Afghanistan“ hören? Doch zu aller erst an Selbstmordattentate, Luftangriffe, Verwüstung, an Terroristen und Warlords, an Kriminelle und Drogenbarone … Von den Medien wird uns seit Jahren vom Leid an allen Ecken und Enden des Landes berichtet. die Situation dort ist für uns hierzulande gar nicht nachzuvollziehen: täglich sterben nicht nur Soldaten und Polizisten, sondern auch viele Zivilisten auf offener Straße.

Das Land hat eine Kindersterblichkeitsrate von ca. 25 % aufgrund mangelnder medizinischer Versorgung. Ein großer Teil der Bevölkerung (v.a. der ländlichen) dort lebt in extremer Armut – Diejenigen, die es am härtesten trifft und die an der Situation am unschuldigsten sind, sind die Kinder, das schwächste Glied der Gesellschaft!

Aber Afghanistan hat auch eine der höchsten Analphabetenraten weltweit (fast 70%!)
Es gibt dort also nicht nur den Hunger im eigentlichen Sinne, sondern auch im übertragenen: den Hunger nach Bildung, den gilt es zu stillen! Und das hat die Familie Erös schon vor Jahren richtig erkannt. Bildung und Erziehung – auch „Erziehung für den Frieden“, wie ein von Fam. Erös eingeführtes Unterrichtsfach heißt – sind der Schlüssel zu einer besseren Zukunft. Nur dadurch kann das Land sich entwickeln, können dort Frieden und Wachstum gedeihen.

Die Zukunft Afghanistans liegt in den Kindern – in der nächsten und übernächsten Generation. Ihnen muss es möglich sein, ohne Sorgen um Leib und Leben aufzuwachsen.
Glücklicherweise hat sich auf diesem Gebiet in den letzten Jahren (trotz vieler Rückschläge) einiges getan: Nachdem die Herrschaft der Taliban Ende 2001 beendet wurde, hat sich Deutschland als Mitglied der UNO, der EU, der NATO und als Partner Afghanistans in der Entwicklungszusammenarbeit das Ziel gesetzt, den zivilen Wiederaufbau des Landes voranzutreiben: Deutschland hat bis heute insgesamt 1,2 Mrd. Euro investiert (Das ist das Gesamtvolumen an finanzieller Unterstützung von 2002-2010. Damit ist Deutschland nach den USA, GB und Japan das 4. größte Geberland.)Der größte Teil davon (151 Mio.) floss in Infrastrukturmaßnahmen (Strom- und Wasserversorgung als die wichtigste Grundlage für den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt) und in Maßnahmen zur nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung (248 Mio.).

Aber ein nicht unerheblicher Teil von 70 Mio. ist dafür bestimmt, jungen Afghanen eine Schul- und Berufsausbildung zu gewähren (durch den Bau von Grundschulen, von Ausbildungszentren für Lehrerinnen und Lehrern, aber auch zur Beratung bei der Umsetzung des nationalen Bildungsplans). Während es unter der Taliban-Herrschaft bis 2001 für Mädchen noch verboten war, in die Schule zu gehen, nehmen die Schülerzahlen seitdem stetig zu.  Mehr als 6 Mio. Kinder im schulpflichtigen Alter – so viele wie noch nie in der Geschichte Afghanistans – besuchen regelmäßig den Unterricht.  Fast 40 Prozent der eingeschulten Kinder sind Mädchen. So wird auch die Analphabetenrate sinken. Das ist schon ein großer Erfolg!

Von staatlicher Seite aus ist eine Unterstützung notwendig und sinnvoll, aber der so dringend benötigte Aufbau Afghanistans kann nur durch zusätzliches ehrenamtliches Engagement gelingen – wenn sich Einzelne – so wie Sie, Herr Dr. Erös engagieren und den Menschen mit Ihren eigenen Ideen helfen. Da Sie das Land ja bereits kannten und als Bundeswehrarzt Erfahrung mit Krisengebieten hatten, wussten Sie ganz genau, wo man ansetzen muss: Ich habe gelesen, dass Sie bereits 1998 Ihre erste Schule gegründet haben. Und das war eben keine Koranschule für Jungs, aus denen bedauerlicherweise oft der Nachwuchs für die Terroristen hervorgeht, sondern eine Schule für Mädchen! Ich denke, das war damals schon fast revolutionär!

Und mittlerweile haben Sie Ihr Engagement weiter ausgebaut und neben den vielen Schulen auch Mutter-Kind-Kliniken, Gesundheitsstationen, Waisenhäuser, Solarwerkstätten etc. errichtet. Und das alles finanziert aus privaten Spenden und ausschließlich mit einheimischen Mitarbeitern, die von Ihnen ein regelmäßiges Einkommen kriegen und so ihre Familien ernähren können. Es ist wirklich beeindruckend, was sie seither alles bewirkt haben: Ich sage das nicht nur als Vorsitzende des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Deutschen Bundestag, sondern auch als Stiftungsrätin meiner eigenen Stiftung (der Emanuel-Stiftung, die sich v.a. für den Aufbau von Kinderheimen und Schulen in Afrika und Asien einsetzt). Denn ich weiß, wie viel Arbeit hinter so einem Engagement steckt.

Nicht zuletzt finde ich es toll, dass die Veranstalter hier schon zum 2. Mal ein Konzert auf die Beine gestellt haben und dass die Bands hier ohne Gage spielen – aber auch, dass so viele junge Leute gekommen sind!
Sie alle setzen damit ein Zeichen für die Kinder in Afghanistan, die jede Hilfe dringend brauchen können. Damit leistet jeder Einzelne einen kleinen, aber wichtigen Beitrag für ein gemeinsames Ziel: endlich Frieden in Afghanistan.

Zum Vergrößern bitte Bild anklicken. Dagmar Wöhrl mit Herrn Erös, dem Gründer der „Kinderhilfe Afghanistan“ und der Stadträtin Christine Limbacher bei der Eröffnung des Festivals

Zum Vergrößern bitte Bild anklicken. Die Band M* Bates, die Organisatoren des Festivals.

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