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Dieser Artikel stammt aus der Zeit meiner politischen Arbeit bis Oktober 2017 und kann überholte Informationen enthalten.

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Wöhrl trifft tunesischen Ministerpräsidenten und wirbt für „revolutionäre Geduld“ – Ministerpräsident übergibt Wöhrl Einladung an Kanzlerin Merkel

Wöhrl trifft tunesischen Ministerpräsidenten und wirbt für „revolutionäre Geduld“ – Ministerpräsident übergibt Wöhrl Einladung an Kanzlerin MerkelDie Vorsitzende des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, MdB Dagmar G. Wöhrl kam unmittelbar von einem Kairo-Besuch nach Tunis.

Sie führte Gespräche mit den Ministern für Planung und Entwicklung (Mokhtar Trefi), Erziehung (Taieb Baccouche)und Auswärtiges (Mohamed Mouldi Kéfi), dem Vorsitzenden der Obersten Instanz für den demokratischen Übergang (Yadh Ben Achour) und traf auf Vertreter der tunesischen Zivilgesellschaft.

Die Konrad-Adenauer-Stiftung veranstaltete ein Kolloquium unter Teilnahme von Vertretern politischer Parteien Tunesiens. Ferner standen auf dem Programm Begegnungen mit in Tunesien tätigen deutschen Unternehmern sowie mit den Leitern der deutschen politischen Stiftungen und Institutionen der Entwicklungszusammenarbeit vor Ort.

Gegen Ende des Besuchs traf sich Wöhrl zu einem Gespräch mit dem tunesischen Ministerpräsidenten Béji Caïd-Essebsi: „Ich freue mich sehr, dass ich den Ministerpräsidenten treffen konnte. Wir führten ein sehr interessantes Gespräch über die aktuelle Entwicklung in Tunesien und die anstehenden Wahlen am 23. Oktober“, sagte Wöhrl über das Treffen und fügte hinzu: „Dabei erklärte der Ministerpräsident, dass er Deutschland als einen der wichtigsten Partner weltweit sehe und uns für die schnelle und unbürokratische Hilfe nach dem Sturz von Ben Ali danke.“

 

Einladung an Kanzlerin Merkel übergeben
Der tunesische Ministerpräsident Essebsi hat Dagmar Wöhrl persönlich seine Einladung an Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einem Besuch in Tunis übermittelt. Der Ministerpräsident hat die Ausschussvorsitzende gebeten, diese Einladung an Kanzlerin Merkel weiterzureichen.

Dagmar Wöhrl: „Ich werde heute mit der Kanzlerin in Berlin über meine Reise sprechen und ihr die Einladung übergeben. Ein Besuch der Kanzlerin in Tunesien wäre ein starkes Signal und Zeichen der Wertschätzung für die Menschen, die mit ihrem mutigen Aufbäumen den Wandel in der Region eingeleitet haben. Ich denke aber auch an die Frauen, die drohen, zu den Verlierern der Revolution zu werden. Unsere Kanzlerin könnte durch einen Besuch zur Quelle der Hoffnung werden und als Powerfrau für den Platz der Frauen in einer neuen Gesellschaft eintreten.“

 

Gespräch über Wirtschaft
Im weiteren Gesprächsverlauf wurde auch über die wirtschaftliche Perspektive Tunesiens gesprochen. Dabei verwies der Ministerpräsident darauf, dass die Revolution aufgrund der schwierigen Arbeitsplatzsituation – gerade für junge Menschen – stattgefunden habe.

Wöhrl sagte hierzu: „Man muss wissen: der Aufbau von demokratischen Institutionen sowie die wirtschaftliche Sanierung braucht Zeit. Unsere Erfahrungen in Deutschland zeigen das. In einer derartigen Situation sprechen wir nicht von Jahren, sondern von Jahrzehnten. Ein Wandel dieses Ausmaßes wird nicht leicht erreicht. Auf diesem Weg wird es gute Tage und schlechte Tage geben. Macherorts wird der Wandel schnell verlaufen, in anderen langsamer. Deshalb müssen wir die Menschen vor Ort mitnehmen. Sie müssen spüren, um welch großartiges Ziel es geht. Und sie müssen wissen, dass man Geduld braucht. Revolutionen verlaufen nicht linear. Es geht also nicht stetig vorwärts oder bergauf. Nachdem die ersten Wellen der Euphorie abgeebbt sind, folgen nicht täglich neue Glücksmomente. Auf einer solchen Durststrecke, einem solchen Plateau – bevor es wieder entscheidende und neue Impulse durch die Wahlen geben wird – befinden sich nach meiner Einschätzung momentan Ägypten und Tunesien. Was die Menschen jetzt benötigen, ist eine revolutionäre Geduld.“

 

Arbeitsplätze durch Innovation und Forschung
Wöhrl wies auch darauf hin, dass neue Arbeitsplätze nur durch Innovation und Forschung entstehen könnten, da gerade Akademiker ohne berufliche Perspektive sind: „Viel zu häufig orientieren sich die Unternehmen in der Region nur an den Produkten des täglichen Lebens. Die Patentanmeldungen gehen gen null. Aber gerade in dem Bereich der Forschung und Innovation gilt es jetzt zu investieren, um so ganz neue Arbeitsplätze zu schaffen. Drei Wörter sollen künftig auf der Welt zu lesen sein, die für Freiheit, Qualität und Einfallsreichtum gepaart mit Tradition stehen: Made in Tunisia.“

Wöhrl ergänzt: „Die geographische Nähe zu Europa wird ein großer Vorteil für Tunesien sein, um die Wirtschaft wieder in Gang zu bekommen, denn durch die Revolutionen sind Verluste von ca. 2,5 Mrd. Euro entstanden. Der für das Land sehr wichtige Tourismus ist seit Beginn der Revolution um 50 % eingebrochen. Besserung sollte es aber ab Oktober geben, da die großen Reisekonzerne Tunesien wieder in ihr Programm aufgenommen haben.“

Die Ausschussvorsitzende fasst ihre Eindrücke zusammen: „Man könnte sagen, die Menschen haben die Freiheit bekommen, aber leider wurde die Bedienungsanleitung nicht mitgeliefert. Nach Jahren der Unterdrückung und des Schweigens muss sich in den Ländern des arabischen Frühlings erst eine Diskussions- und Demokratiekultur entwickeln.“

Wöhrl versprach dem Ministerpräsidenten, sich intensiv für Austauschmöglichkeiten für tunesische Studenten einzusetzen, um so beide Länder noch enger zusammenzubringen und Fortbildungsmöglichkeiten für Tunesier zu schaffen, die den Ansprüchen einer globalisierten Welt gerecht werden.

Wöhrl erklärt hierzu: „Die Menschen sollen nicht länger dauerhaft als Flüchtlinge nach Europa kommen müssen, weil sie keine Zukunftsperspektive in der Heimat haben. Die Tunesier sollen als Freunde nach Europa kommen, sich hier fortbilden und zu einem kulturellen Austausch beitragen.“

 

Wöhrl trifft tunesischen Ministerpräsidenten und wirbt für „revolutionäre Geduld“ – Ministerpräsident übergibt Wöhrl Einladung an Kanzlerin Merkel

Wöhrl trifft tunesischen Ministerpräsidenten und wirbt für „revolutionäre Geduld“ – Ministerpräsident übergibt Wöhrl Einladung an Kanzlerin Merkel

Pressemitteilung, 20. September 2011

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