Mehr und mehr Menschen fliehen vor dem Bürgerkrieg in Syrien in die Türkei, wo bis heute schon fast 500.000 Flüchtlinge angekommen sind und dort nun hauptsächlich in Container- und Zeltstädten leben. Die Städte Kilis und Sanliurfa, Malatya und Gaziantep haben sich so zu den zentralen Dreh- und Angelpunkten für die Flüchtlingsströme entwickelt.
Täglich strömen weiterhin hunderte Menschen mit nicht mehr als ihren zerschlissenen Klamotten und mit einigen wenigen Erinnerungsstücken über die Grenze in die Nachbarländer. Dies hat zum größten Nothilfeaufruf in der Geschichte der Vereinten Nationen geführt. Innerhalb weniger Wochen wurde die Türkei laut UNO zu einem der zehn wichtigsten Flüchtlingsländer der Welt.
Die Türkei vollbringt in dieser schwierigen Zeit etwas, wofür andere Länder viele Monate brauchen: Mit großer Bewunderung habe ich erfahren, dass in den jeweiligen Camps neben Bildungsmaßnahmen, drei Mahlzeiten am Tag angeboten werden und auch die wichtigsten Gesundheitsdienste und Untersuchungen durchgeführt werden können. Kein anderes Land auf dieser Welt musste derartig schnell und intensiv mit einer solchen Masse an hilfesuchenden Menschen umgehen wie die Türkei.
Dies ist der Grund, warum ich bei all diesem Leid und den grausamen Schicksalen, von denen wir täglich aus Syrien lesen, etwas Hoffnung habe. Man kommt nicht umher, schlichtweg beeindruckt zu sein, insbesondere von den Menschen aus den türkischen Grenzgemeinden. Bürger nehmen ohne zu zögern und mit großherziger Gastfreundschaft viele der Flüchtlinge auf und versorgen sie. Solche Hilfsbereitschaft lässt mich für die Zukunft hoffen. Zwischenmenschliche Solidarität und Hilfe in der Not liegen mir als Entwicklungspolitikerin besonders am Herzen.
Alleine stehen darf die Türkei mit dieser Verantwortung jedoch nicht. Deutschland und andere Länder der Europäischen Union werden ihr Möglichstes tun, um die Flüchtlingsländern noch weiter zu unterstützen. Bereits über 190 Millionen Euro hat die Bundesrepublik für die Flüchtlingshilfe in Syrien zur Verfügung gestellt und weitere 200 Millionen Euro haben wir bei G8-Gipfel zugesagt. Wir müssen auch weiterhin fieberhaft nach einer gemeinsamen Lösung für ein Ende der Gewalt in Syrien kämpfen und arbeiten.
Derzeit gilt aber mein großer Dank und all meine Anerkennung vor allem auch denjenigen, die in der Türkei für die syrischen Flüchtlinge da sind.
Kolumne von Dagmar Wöhrl in der „POST“, Juli 2013
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