In den vergangenen zwei Wochen hat sich die Lage in den von der Ebola-Epidemie in Westafrika betroffenen Ländern nochmals dramatisch verschlechtert. Dies unterstreichen auch die Einschätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Hilfsorganisationen vor Ort. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen stufte mit Ebola in einer Dringlichkeitssitzung erstmals eine Krankheit als “Bedrohung der internationalen Sicherheit” ein.
Die Menschen in der Region leiden. Für uns ist klar: Wir wollen ihnen helfen. Die Ressorts der Bundesregierung sind bereits seit Monaten im Kampf gegen die Krankheit Ebola aktiv. So sind aus Deutschland das Robert-Koch-Institut und das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin mit Diagnose-Einrichtungen und Personal schon seit dem Frühjahr vor Ort. Die Bundesregierung hat seit Ausbruch der Krankheit Soforthilfe sowie Entwicklungsgelder in inzwischen zweistelliger Millionenhöhe zur Verfügung gestellt. Diese Gelder gehen an erfahrene Helferinnen und Helfer, wie die WHO oder “Ärzte ohne Grenzen”, die direkt vor Ort die dringend notwendige Unterstützung leisten.
Ihnen allen gilt unser Dank und unser Respekt. Zugleich stehen wir vor der Herausforderung, sie bei ihrer schwierigen Mission geeignet und nachhaltig zu unterstützen. Die WHO hat zur Ebola-Bekämpfung Ende August die “Ebola Response Roadmap” vorgestellt. Ziel der darin beschriebenen Maßnahmen ist es, den Ausbruch in den nächsten sechs bis neun Monaten zu stoppen. Angesichts der sich weiter verschlechternden Lage haben sich unsere Ressorts auf die nachfolgenden zusätzlichen Maßnahmen zur Unterstützung der Bevölkerung in den von Ebola betroffenen Staaten Westafrikas verständigt:
• Die Bundeswehr plant kurzfristig eine Luftbrücke in die von der Ebola-Epidemie betroffenen Länder aufzubauen sowie einen Lufttransport-Stützpunkt in der weiteren Region einzurichten. Ein möglicher Standort für einen solchen Lufttransportstützpunkt könnte Dakar im Senegal sein. Hierfür können zunächst zwei Transportflugzeuge vom Typ “Transall” bereitgestellt werden. Bis zu 100 Soldatinnen und Soldaten sind für den Aufbau der Luftbrücke und den Betrieb des Lufttransport-Stützpunkts vorgesehen. Weitere Länder können sich an der Logistikkette beteiligen.
• Die Bundesregierung wird das Deutsche Rote Kreuz sowohl finanziell als auch logistisch dabei unterstützen, ein mobiles Krankenhaus mit mehr als 200 Betten sowie zwei Basis-Gesundheitsstationen in der Region aufzubauen und zu betreiben. Die Bundeswehr ist zudem bereit, eine Krankenstation / ein Lazarett für bis zu 50 Patienten in die Region zu transportieren und bei Bedarf auch beim Aufbau zu helfen.
• Die Bundesregierung beabsichtigt, weiteres notwendiges medizinisches Hilfspersonal zu gewinnen. Sie wird die Voraussetzungen für eine funktionsfähige Rettungskette schaffen.
• Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe kann aus vorhandenen Beständen bei Bedarf kurzfristig umfangreiche medizinische Ausrüstung zur Verfügung stellen.
• Die Bundesregierung ist bereit, nach Bedarf und in Koordination mit den Vereinten Nationen und der internationalen Gemeinschaft zusätzliche präventive Maßnahmen zu unterstützen sowie medizinische Materialien und Lebensmittelhilfe zur Verfügung zu stellen. Hierbei kann auch auf bereits vorhandene Strukturen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit zurückgegriffen und in diesem Sinne bereits bestehende Programme der deutschen Entwicklungszusammenarbeit gezielt angepasst werden.
• Das Technische Hilfswerk wird sich nach Bedarf an der logistischen Unterstützung der Hilfsmaßnahmen in Deutschland sowie in der Region beteiligen. Hierzu gehört u.a. die Unterstützung beim Transport und der Lagerung von Hilfsgütern in Deutschland sowie die Unterstützung einer zivilen Luftbrücke und bei der Koordinierungsunterstützung internationaler Akteure.
• Die Bundesregierung beabsichtigt, sich verstärkt an der Ausbildung des medizinischen Personals zu beteiligen.
• Die Bundesregierung verstärkt auch im Rahmen ihrer G7-Präsidentschaft den Kampf gegen die Ebola-Epidemie und hat die Koordinierung der internationalen Hilfe in den Bereichen Lufttransport und medizinische Versorgung auf die Tagesordnung des G7-Außenministertreffens diese Woche in New York gesetzt.
Auch wenn die aktuelle Ebola-Epidemie der schwerste Ausbruch seit Entdeckung des Virus im Jahr 1976 darstellt und eine größere Ausbreitung des Erregers auf die Nachbarstaaten nicht auszuschließen ist, so ist die Gefährdung für Deutschland als eher gering einzuschätzen. Trotzdem ist die erfolgreiche Bekämpfung des Ausbruches vor Ort auch für uns der beste Schutz.
Das Risiko, dass Reisende die Krankheit nach Deutschland mitbringen, ist gering, es ist aber nicht vollkommen auszuschließen. Eine Gefährdung der Bevölkerung besteht jedoch
nicht, weil es in Deutschland entsprechende Voraussetzungen zur sicheren Versorgung Betroffener gibt. Maßnahmen zur Nachverfolgung und Isolierung von Kontaktpersonen sind etabliert. In den bisherigen – letztlich jedoch unbegründeten – Verdachtsfällen hat die Zusammenarbeit zwischen den zuständigen Stellen in den Ländern und im Bund gut funktioniert.
Einzelne Helfer, die sich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen in Westafrika angesteckt haben, werden in Krankenhäusern in Europa und den USA medizinisch versorgt. So befindet sich
derzeit auch ein WHO-Mitarbeiter zur Behandlung in Hamburg. Eine Gefährdung der Bevölkerung besteht hierbei nicht. Sowohl Transport als auch Behandlung erfolgen unter Einhaltung höchster Sicherheitsstandards.
Die dramatische Situation in Westafrika zeigt uns auch, wie wichtig es ist, unsere Bemühungen beim Aufbau staatlicher Strukturen und insbesondere auch beim Ausbau des Gesundheitswesens in den Partnerländern unserer Entwicklungszusammenarbeit und bei der Erforschung von Krankheiten wie Ebola zu verstärken. Unter Federführung des Paul-Ehrlich-Instituts wird deshalb auch die Durchführbarkeit und Fördermöglichkeit der klinischen Prüfung eines Impfstoffs gegen Ebola sowie der Entwicklung von Grundlagen für eine Therapie von Ebola-Infektionen mit Hyperimmunplasma geprüft.
In Abstimmung mit der internationalen Gemeinschaft, mit bewährten Partnern der humanitären Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit, wie aber auch engagierten Unternehmen und privaten Initiativen wollen wir einen wirksamen Beitrag zum Kampf gegen die schreckliche Ebola-Epidemie in Westafrika leisten.
Dies ist uns ein zentrales Anliegen, und wir zählen dabei auch auf Ihre Unterstützung.
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