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Safer Internet Day. Der Umgangston im Internet wird aggressiver – Augsburger Allgemeine, 10. Februar 2015

dagmar-woehrl-nachrichtenueberblickAls Politikerin braucht man eine dicke Haut, das war schon immer so. Aber das, was ihr da Ende Januar im Internet entgegenschlug, hatte eine neue Qualität. „Es ist erschreckend für mich, welchen inneren Hass manche Menschen in sich tragen”, sagte die Nürnberger CSU-Bundestagsabgeordnete Dagmar Wöhrl nach den Online-Verbalattacken, die durch ein Foto von ihrem jüngsten Iran-Besuch aufgeflammt ist. Sie war zusammen mit der Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) nach Teheran gereist, um sich für den inhaftierten Nürnberger Menschenrechts-Preisträger Abdolfattah Soltani einzusetzen.

Auf dem Bild sind die beiden Politikerinnen mit Kopftuch zu sehen. Das brachte Wöhrl und Roth üble Beschimpfungen im Internet ein. Fast 1000 Kommentare dazu gab es allein auf Wöhrls Facebook-Seite – und nicht wenige gingen unter die Gürtellinie, waren sexistisch oder frauenfeindlich. Internetnutzer „Rainer Hackius“ etwa beschimpft die beiden als „Muselmatrazen“. „Jonas Kawalek“ und „Markus Page“ schreien „STEINIGEN!!!“ und bekommen dafür fünf „Gefällt mir“. „Dor Ni“ fordert: „Auspeitschen…“ Manche Beiträge sind so menschenverachtend, dass man sie nicht wiedergeben möchten. Dagmar Wöhrl ist entsetzt: „Wenn Menschen mir wünschen, dass ich geköpft, massenvergewaltigt oder ausgepeitscht werden solle, dann ist das keine freie Meinungsäußerung, dann bewegen wir uns im strafrechtlichen Bereich.”

Solche Attacken sind Gift für die Psyche
Dass der Ton im Internet rauer und aggressiver wird, bekommen Politiker und Journalisten seit längerem zu spüren. In E-Mails, sozialen Netzwerke und auch in Leserbriefen hat sich die Ausdrucksweise bei Beschimpfungen geändert. Und auch die schiere Anzahl. In Zeiten des Web 2.0 fühlen sich mehr Menschen bemüßigt, ihren Senf öffentlich abzugeben. Kein Wunder, dass am heutigen internationalen Aktionstag „Safer Internet Day“ (Sicherer Internet Tag) der Fokus auf der Ethik im Netz liegt.

Ob sich generell der Umgangston ändert oder durch die neuen Medien einfach unflätige Schreihälse vermehrt wahrgenommen werden, da sind sich Medienpsychologen nicht sicher. Klar ist allerdings, dass die Anonymität und der Übertragungsweg eine große Rolle bei den Beschimpfungen spielen. Wer keinen Namen hat, fühlt sich sicher vor Verfolgung und schimpft hemmungsloser. Wer mit einem Computer kommuniziert und wutentbrannt in die Tastatur haut, vergisst mitunter, dass ein realer Mensch mit Gefühlen die Botschaft empfängt. Es sei denn, er will gezielt Dampf ablassen, verletzten, Macht zeigen.

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Augsburger-Allgemeine
10. Februar 2015
Lea Thies

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